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Digital Research entwickelte im Jahre 1983 mit GEM
(Graphic Environment Manager) eine graische Benutzer-
oberläche für Atari. Inspiriert wurde Kildall hierzu durch
die Arbeit mit Apples Lisa. GEM war zu dem Zeitpunkt
seines Erscheinens allen anderen Benutzer oberlächen hin-
sichtlich seines Komforts weit überlegen. Bereits ein Jahr vor
der ersten Windows-Version, Ende 1984, erschien auch die
Intel-Version von GEM. Der Vorteil dieses GUI war, dass die
Hardwareansprüche wesentlich geringer ausielen als die von
Windows. GEM lief auch auf einem 8086-PC ohne Festplatte.
Sie war - nicht nur wegen der konsequenteren Verwendung
von Icons - optisch iligraner und auch ohne Farbgraik noch
ansehnlich. Bis 1990 fand dann ein direkter Konkurrenz-
kampf zwischen Windows und GEM statt, der hauptsächlich
in den Fachzeitschriften ausgetragen wurde. Die Fachleute
lobten fast ausschließlich GEM. Doch die Vermarktungsstra-
tegie von Microsoft stellte sich letztendlich als die bessere
heraus. Ein Microsoft-Trick war es z. B., Produktversionen
in Aussicht zu stellen, deren Entwicklung man zum Zeitpunkt
der Ankündigung noch nicht mal begonnen hatte. Dies führte
dazu, dass viele Kunden vom GEM-Kauf und die Entwickler
von der Umsetzung ihrer Applikationen auf GEM abgehalten
wurden. Hierdurch gerieten Atari und GEM ins Hintertreffen.
Mit Erscheinen von Windows 3.0 im Jahr 1990 und der erheb-
lich gestiegenen Leistung der Computer-Hardware endete der
Kampf mit Microsoft und Windows als Sieger.
Im Jahre 1979 wurden drei weitere Linien der CP/M-Fa-
milie begründet:
• die Multi-User Variante von CP/M 80, bezeichnet als
MP/M 80 (Multi-Programming Monitor Control Pro-
gram), die auch multi-tasking fähig war.
• die multi-tasking fähige Single-User-Variante in Form
von Concurrent CP/M 80 .
• Netzwerkerweiterungen in Form von CP/NOS und Ende
1979/Anfang 1980 CP/NET.
Das Betriebssystem CP/M war so erfolgreich, dass selbst
andere Computer ohne 8080 oder Z80 Prozessoren Erwei-
terungskarten einsetzten, um die inzwischen riesige Menge
an CP/M-Software nutzen zu können. Für Verkaufsschlager
wie den Apple II (MOS 6502) gab es Z80-Karten. Die erfolg-
reichste CP/M-Zusatzkarte für den Apple II vertrieb sogar
Microsoft. Unglaublich, aber angeblich wahr: 1980 konnte
Microsoft so viele Zusatzkarten absetzen wie DRI im glei-
chen Jahr CP/M Lizenzen.
Im Jahre 1981 kündigte IBM seine Pläne für den IBM
Personal Computer an. Auf der Suche nach einem Betriebs-
system für den in Entwicklung beindlichen IBM PC wendete
sich IBM 1980 zunächst an Microsoft.
Der Grund, warum sich IBM nicht sofort an das DRI
gewendet hat, lag wohl darin, dass, wie bereits erwähnt,
Microsoft im Bundle mit seiner Einsteckkarte fast so viele
CP/M-Lizenzen verkaufte, wie DRI selber. Angeblich soll
Bill Gates dann persönlich IBM an das DRI verwiesen haben.
Als etabliertes System mit über 200.000 Installationen war
CP/M wohl die erste Wahl für das zukünftige Betriebssystem
des neuen IBM PC. Bis heute sind die Gründe, warum zwi-
schen Digital Research und IBM kein Vertrag zustande kam,
Gegenstand von Spekulationen.
Ein Gerücht besagt, dass die IBM-Vertreter Gary Kildall
nicht antrafen, als sie ihm das Angebot zur Lieferung des
Betriebssystems unterbreiten wollten. Demnach soll Gary
Kildall es vorgezogen haben, zum Segelliegen zu gehen.
Diese Version ist aber umstritten, denn in Insider-Kreisen war
bekannt, dass Gary Kildall geschäftliche Angelegenheiten ei-
gentlich seiner Frau Dorothy überließ. Und so besagt ein wei-
teres Gerücht, diese sei lediglich nicht dazu bereit gewesen,
eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen, wie es die
IBM-Vertreter von ihr gefordert hatten. Diese sollen darauf-
hin zu Bill Gates zurückgekehrt sein. Gates bot IBM an, ein
Betriebssystem zu liefern. Das besorgte er sich kurzerhand
bei einer kleinen Firma namens Seattle Computer Products .
Es handelte sich um einen CP/M-Klon für die 8086-CPU na-
mens QDOS . QDOS war von Tim Paterson programmiert
worden. Er hatte sich dabei eng an den Eigenschaften und
Betriebssystemschnittstellen von CP/M orientiert. Microsoft
lizenzierte QDOS zunächst und kaufte Ende Juli 1981 die
Rechte daran. Zu dieser Zeit hieß es bereits 86-DOS. Das spä-
ter ausgelieferte Betriebssystem PC DOS war in Version 1.0
eine an den IBM-PC angepasste Version von 86-DOS. Mit
dem Aufkommen von MS-DOS verlor CP/M seine Bedeu-
tung.
Ob PC-DOS die Urheberrechte an CP/M verletzte ist bis
heute Gegenstand von Spekulationen. Es gibt Gerüchte über
angedrohte Gerichtsprozesse und geheime Übereinkünfte,
aber keine der beiden Seiten hat jemals öffentlich darüber
gesprochen. Kurz vor seinem Tod schrieb Kildall zwar noch
seine 226 Seiten starken Memoiren, die angeblich auch eine
Abrechnung mit Microsoft enthalten sollen, aber bis heute
wurden sie nicht veröffentlicht. Sie dienten allerdings als
Vorlage für ein Kapitel über Gary Kildall in einem 2004 er-
schienenen Buch von Harold Evans: They Made America . Die
letzten Jahre seines Lebens arbeitete Gary Kildall intensiv
an einem Manuskript für ein Buch: Computer Connections:
People, Places, and Events in the Evolution of the Personal
Computer Industry .
Kildall war der festen Überzeugung, dass PC-DOS seine
Urheberrechte an CP/M verletze. Aber die Rechtsprechung
bezüglich Computersoftware steckte damals noch in den
Kinderschuhen. Die historische Entscheidung im Fall Apple
gegen Franklin, die erstmals die Anwendbarkeit des Urheber-
rechts auf Software in den USA bestätigte, lag erst zwei Jahre
zurück und nach Angaben von Mitarbeitern und Freunden
wollte sich Kildall auch nicht auf eine langwierige und kost-
spielige gerichtliche Auseinandersetzung mit IBM einlassen.
Viele Jahre später soll Gary Kildall in mehreren Interviews
gesagt haben: Fragen Sie Bill [Gates], warum die Zeichen-
 
 
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