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konnte die darin eingeschlossene Luft nun durch eine Pfeife
entweichen. Die in der Figur eines Flötenspielers verborgene
Konstruktion ist als Weckuhr interpretiert worden.
Im 3. Jahrhundert v. Chr. gelang es Ktresibios von Alex‑
andria , eine über 24 Stunden andauernde gleichmäßige Zei-
gerbewegung zu konstruieren. Grundlage der Konstruktion
war eine Einlauf-Wasseruhr. Ihr gleichmäßiges Tröpfeln war
einem vorgeschalteten Sammelbehälter zu verdanken, in dem
ein Schwimmerventil den Wasserstand annähernd konstant
hielt. Eine Wasserleitung am Aufstellungsort sorgte für be-
ständigen Zuluss. Aus den Augen einer allegorischen Figur
am Fuß dieses Regulierbeckens tropften „Tränen“ und wurden
durch Röhren in die eigentliche Uhr geleitet. Hier hob ein
Schwimmer auf der Wasseroberläche im Lauf des Tages eine
zweite Figur, deren ausgestreckte Hand auf die Zeitskala wies.
Diese Skala befand sich in Gestalt wellenförmiger Linien auf
dem Umfang einer senkrechten Säule, die sich in 365 Tagen
einmal um sich selbst drehte. Dadurch konnten die im Lauf
des Jahres unterschiedlich langen Stunden angezeigt werden.
Integriert in die Uhr war ein Kalenderwerk. Jeweils nach
24 Stunden öffnete ein Schwimmer ein Ventil, durch welches
alles Wasser aus dem Uhrenbehälter abloss. Dabei trieb es
ein Wasserrad, das über ein Räderwerk die Anzeigesäule um
etwa ein Grad drehte. Diese vollzog dadurch im Lauf eines
Jahres eine vollständige Umdrehung. Ein in zwölf Felder
geteilter Fries an ihrem Oberteil zeigte dabei die jeweilige
Monatsgottheit an. Samt ihrem Sockel, der die beiden Was-
serbehälter enthielt, ragte die Säule fast 3 m in die Höhe.
Auch später wurden viele Wasseruhren mit mechanischen
Vorrichtungen gekoppelt. So wurde z. B. um 500 n. Chr. auf
dem Marktplatz von Gaza die „Herkulesuhr“ aufgestellt, eine
monumentale Wasseruhr, an der kleine Herkulesiguren an ei-
nem Gong die Stunden schlugen. Um das Jahr 807 erhielt Kai-
ser Karl der Große von Kalif Harun al Raschid eine prachtvoll
ausgestattete Wasseruhr aus Messing mit Schlagwerk und me-
chanisch angetriebenem Figurenspiel zum Geschenk. Ein chi-
nesischer Reisender berichtete um diese Zeit aus Antiochia in
Syrien von einer goldenen Wasseruhr in Gestalt einer Waage,
die stündlich eine Kugel mit klingendem Ton fallen lässt.
Als man um 1250 in Venedig klares Glas herstellen konnte,
kamen die Sanduhren in Gebrauch. Die vermutlich erste
Beschreibung einer Sanduhr indet sich 1313 in Francesco
Barberinos Documenti d'Amore , die älteste Abbildung 1338
auf einem Fresko von Ambrogio Lorenzetti im Friedenssaal
des Palazzo Pubblico von Siena. Hier hält eine Frauengestalt
eine Sanduhr hoch. Sie stellt Temperantia dar, eine der vier
von Platon gepriesenen Tugenden. Der Ausdruck kommt vom
lat. Temperamentum , das hier als „Maß, richtige Mischung,
Mäßigung“ zu übersetzen ist und von dem auch tempus , das
lateinische Wort für Zeit, stammt.
In der Seefahrt erwiesen sich Sanduhren als relativ unemp-
indlich gegenüber den ständigen Schiffsbewegungen. Deshalb
konnten sie sich lange gegen die mechanischen Uhrwerke be-
haupten. Voraussetzung für ihre richtige Funktion war aller-
dings das sofortige Umwenden, sobald das Glas abgelaufen
war. Diesen Zeitpunkt nannte man Glasen, er wurde der Mann-
schaft durch Anschlagen der Schiffsglocke mitgeteilt. Sand-
uhren mit halbstündiger Laufzeit hatten sich für diesen Zweck
durchgesetzt, und die erste halbe Stunde wurde mit einem, die
zweite mit zwei Glockenschlägen usw. bezeichnet. Jede der auf
See üblichen vierstündigen Wachen (Arbeitsschichten) endete
also mit „Acht Glas“. Das entsprach den Uhrzeiten 4, 8, 12,
16, 20 oder 24 Uhr. Glasen als traditionelles Zeitmaß blieb in
der Seefahrt bis ins 20. Jahrhundert üblich. Die Wachen als Ta-
gesabschnitte erhielten besondere Namen. Als Arbeitsschicht
hießen sie je nach Lage See-, Hafen- oder Ankerwache, dienst-
frei war die Freiwache. Die am wenigsten beliebte Schicht
zwischen 0 und 4 Uhr nannten die Matrosen „Hundewache“.
Neben dem Stundenglas hatte jedes Schiff ein Logglas, erst-
mals wird es 1607 erwähnt. Diese spezielle Sanduhr läuft in
14 oder 28 Sekunden aus und hilft beim Messen der Schiffsge-
schwindigkeit auf See. Dazu wirft man einen Schwimmkörper,
das Logscheit, über Bord. Während es hinter dem Schiff zu-
rückbleibt, läuft die mit Knoten in bestimmtem Abstand ver-
sehene Logleine von einer Rolle ab. Die Zahl der während der
Laufzeit des Logglases abgelaufenen Knoten gibt unmittelbar
die Geschwindigkeit des Schiffs gegenüber der Wasserober-
läche an. Noch heute ist „Knoten“ die dafür gebräuchlichste
Maßeinheit. Sie entspricht einer Seemeile pro Stunde.
Eine andere Möglichkeit zur Zeitmessung bestand im Ab-
brennen von Kerzen. Diese Methode war besonders in den
Klöstern des Mittelalters verbreitet und zeugte in der Vorstel-
lung der damaligen Welt vom Vergehen der Zeit.
5.1.2
Die Entwicklung der Uhren
In Europa setzt die Weiterentwicklung, was Rechenanlagen
und Automaten betrifft, wesentlich später als im arabischen
Raum ein. Sie beginnt ab dem 13. Jahrhundert und ist zunächst
durch die Entwicklung von Kirchenuhren geprägt.
Durch die Erindung der mechanischen Uhr vollzog sich
gegen Ende des 13. Jahrhunderts eine technische Revolution.
Die ersten Uhren waren Räderuhren mit Gewichtsantrieb, bei
denen als Hemmung eine Spindel diente, die mit zwei Ansät-
zen in das Steigrad eingriff. Da diese Uhren große Abmessun-
gen besaßen, versahen vor allem die Städte einen ihrer Pro-
fan- oder Sakralbauten mit einer derartigen Monumentaluhr.
Die Federzuguhr tauchte erstmals in der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts auf. Die ersten tragbaren Federuhren baute
der Nürnberger Schlosser Peter Henlein um 1510; sie waren ei-
förmig (Nürnberger Ei). Damit war in Europa erstmalig wieder
ein technologischer Stand erreicht, der schon ca. 1500 Jahre
früher in Kleinasien mit dem Räderwerk von Antikythera er-
reicht worden war. Dennoch waren über weitere Jahrhunderte
hinweg auch Sanduhren immer noch im Gebrauch.
 
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