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5
Astronomische Uhren und Kirchenrechner
5.1
Astronomische Uhren
Substanz beruhen. Die wohl älteste Methode ist die der Was-
seruhr. Die einfachste Form besteht aus einem Gefäß, das sich
durch ein kleines Loch sehr langsam leert oder - seltener - füllt.
Lederhandwerker in Myanmar benutzen noch heute solche
äußerst einfachen Einlaufuhren. Sie legen die Hälfte einer
Kokosnussschale, die mit einem kleinen Loch versehen ist,
in eine Wasserschüssel. Wenn sie vollgelaufen ist, haben sie
das Leder lange genug gewalkt.
In Ägypten waren Wasseruhren schon sehr früh bekannt,
wobei das Datum ihres erstmaligen Auftretens unbekannt ist.
Überliefert ist jedoch, dass der Beamte Amenemhet zwischen
1555 und 1534 v. Chr. zur genaueren Stundenmessung eine ver-
besserte Wasseruhr konstruierte. Eine Inschrift berichtet, er habe
die von Monat zu Monat wechselnde Nachtlänge gemessen und
ein Verhältnis der Winter- und Sommernacht von 14 zu 12 fest-
gestellt. Daraufhin habe er für Amenophis I. eine Wasseruhr ge-
baut, welche die wechselnde Länge der Stunden berücksichtigt.
Das älteste erhaltene Exemplar einer ägyptischen Was-
seruhr wurde im Tempel von Karnak gefunden und stammt
aus der Regierungszeit von Amenophis III. um 1370 v. Chr.
Es beindet sich heute im Tempel von Karnak. Seine Außen-
seite, die reich dekoriert ist, zeigt u. a. Listen der Mondmo-
nate, der Planeten und speziellen Sterne. Im Inneren bein-
den sich zwölf gepunktete Linien. Jede Linie repräsentiert
einen Monat und die Punkte Teilabschnitte eines Monats.
Ein Problem der Wasseruhren ist ihre inkonstante Auslauf-
geschwindigkeit, die von der Höhe des Wasserstands abhängt.
Dieses Problem wurde später durch „genormte“ Wasseruhren
gelöst. Ihre Wände bildeten eine parabolische Kurve, wodurch
der Wasserstand in gleichen Zeiten um die gleiche Strecke sank.
Die Griechen kannten Wasseruhren unter dem Begriff
Klepsydra , was übersetzt etwa „Wasserdieb“ bedeutet.
Schon früh wurden Wasseruhren mit Automaten kom-
biniert. Im Garten der Athener Akademie ließ Platon um
380 v. Chr. eine außergewöhnliche Wasseruhr aufstellen. Aus
einem Vorratsgefäß tropfte Wasser in ein zweites. Hatte sich
darin eine gewisse Wassermenge gesammelt, so stürzte diese
plötzlich in ein drittes, dicht verschlossenes Gefäß. Dann
5.1.1
Die Messung der Zeit
Der älteste Zeitmesser ist die Sonne. Ihr Auf- und Untergang
trennt Tage von Nächten. Sie ist die Basis für eines der ältesten
Zeitmessgeräte, die Sonnenuhr. An ihrem Stab wirft die Sonne
einen Schatten. Lage und Länge des Schattens zeigen die Po-
sition der Sonne in Bezug auf die Erde an - und damit die
Zeit. Von dieser Eigenschaft machen Menschen seit mehr als
fünf Jahrtausenden Gebrauch. Alle alten Hochkulturen - von
Babylonien über die Ägypter bis zu den Inka - bestimmten aus
der Länge des Schattens die Sonnenhöhe und die Tageszeiten.
Die alten Ägypter lasen an den Schatten der Pyramiden die
Stunden ab. Später errichteten sie speziell zu diesem Zweck
prunkvolle Obelisken. Obelisk bedeutet „versteinerter Sonnen-
strahl“. Sie waren Ra, dem Gott der Sonne und dem Zeiten-
lenker, gewidmet. Ihren Höhepunkt fanden die Obelisken um
1500 v. Chr. in den „Nadeln der Kleopatra“, zwei Kalendersäu-
len in Heliopolis. Im 3. Jahrhundert v. Chr. kamen in Alexandria
Skaphe genannte Sonnenuhren auf. Bei ihnen wurde der Schat-
ten in eine längliche Rinne oder eine hohle Halbkugel projiziert.
Die Griechen nannten den Stab der Sonnenuhr Gnomon .
Dieser Name bedeutet „Bewerter (der Zeit)“. Nach babyloni-
schem Vorbild stellte Anaximandros von Milet um 530 v. Chr.
die erste Sonnenuhr Griechenlands auf.
In Europa vergingen nach dem Untergang der antiken
Reiche viele Jahrhunderte, ehe wieder Sonnenuhren errich-
tet wurden. Es waren die Klöster und Kirchen des Mittelal-
ters, die einen Zeitmesser benötigten, um an allen Orten die
gottesdienstlichen Verrichtungen möglichst zur selben Zeit
vornehmen zu können. An einer Südwand waagerecht an-
gebrachte eiserne Stäbe zeigten an den in Stein gemeißelten
Zeitlinien die kanonischen Gebetsstunden an. Man bezeichnet
sie daher auch als kanoniale Sonnenuhren. Die älteste dieser
Art in Deutschland entstand um 820 n. Chr. in Fulda.
Eine von der Sonne unabhängige Zeitmessung ist mit Verfah-
ren möglich, die auf dem Durchluss oder dem Verbrennen einer
 
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