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zeichnet die Nord-Süd-Achse und somit den Längenkreis
des Standorts. Süden ist hierbei oben. Die horizontale Linie
bezeichnet die Ost-West-Achse, mit Osten an der linken Seite
der Platte und Westen an der rechten Seite der Platte. Die
zur Mitte des Astrolabiums konzentrischen Kreise stellen die
Wendekreise dar.
Der äußere Kreis bezeichnet den Wendekreis des Stein-
bocks, der die südliche Grenze der jährlichen Sonnenbewe-
gung markiert. Der mittlere Kreis ist der Äquator und der
innere Kreis ist der Wendekreis des Krebses.
Das Netz der gebogenen Linien im Inneren des Instru-
ments zeigen die Positionen am Himmel. Die untere dicke
Linie repräsentiert den Horizont, die Linie, an der sich Him-
mel und Erde berühren. Jedes Objekt über dem Horizont ist
sichtbar, jedes darunter nicht. Die Kreise oberhalb des Ho-
rizonts stellen Linien der gleichen Höhe über dem Horizont
dar. Jeder Kreis der Figur repräsentiert 10 Höhengrade, das
bedeutet, dass jedes Objekt, das irgendwo auf dem 50°-Kreis
liegt, eine Höhe von 50° besitzt.
Die Gradeinteilung variierte, manche Astrolabien besaßen
Höhenlinien für jedes Grad, alle zwei Grad oder fünf Grad.
Der Punkt innerhalb des kleinsten Kreises, an dem sich die
Linien kreuzen, ist der Zenit, der Punkt direkt über dem Kopf.
Oft werden die Höhenkreise in vielen Astrolabienbüchern
auch mit ihren arabischen Namen almucanters bezeichnet.
Die Bögen, die scheinbar vom Zenit aus strahlen, sind die
Bögen mit gleichem Azimut. Der Azimutwinkel eines Ob-
jekts am Himmel ist der Winkel relativ zum Norden, gemes-
sen am Horizont. Wie bereits erwähnt, kann man ein Objekt
am Himmel immer lokalisieren, wenn man seine Höhe und
seinen Azimut kennt.
Die gestrichelten Linien unter dem Horizont zeigen die
Phasen der Dämmerung. Die Bögen, die die Wendekreise
des Steinbocks und des Krebses unterhalb des Horizonts
verbinden, wurden benutzt, um die ungleichen Stunden des
Tages oder der Nacht zu bestimmen. Die Bögen, die von dem
Nordpunkt des Horizonts ausstrahlen, werden als die astrolo-
gischen „Großen Häuser des Himmels“ bezeichnet und waren
auf vielen europäischen Astrolabien üblich.
Da die Projektionen auf den Platten stets nur für einen
festen Breitengrad korrekt waren, mussten z. B. in der See-
fahrt verschiedene Platten für die verschiedenen Breitengrade
mitgeführt werden.
Die Rete (lateinisch: Netz), die über der Platte sitzt, war
beweglich angeordnet, um die täglichen Bewegungen der
Sterne am Himmel nachvollziehen zu können. Die Rete besaß
zwei Hauptkomponenten: Sternenzeiger und die stereograi-
sche Projektion der Ekliptik ( Abb. 4.42 ) .
Die Sternenzeiger sind an der Position ihrer stereograi-
schen Projektion angebracht. Die Anzahl der Sternenzeiger
variiert von 10 oder 12 bei alten und einfachen Astrolabien
bis hin zu mehr als 50 oder 60 bei großen und wertvollen
Exemplaren.
Ring
Mater
Höhenkreise
Limbus 360 0 = 24 St.
(Stundenring in Grad)
Horizont
Zenit
Dämmerung
West
Rete
(Datumsring)
Wendekreis
Zeiger
Sternzeiger
Abb. 4.42 Hauptelemente der Vorderseite eines Astrolabiums
Der verschobene Kreis auf der Rete stellt die stereograi-
sche Projektion der Sonnenlaufbahn dar. Dieser Ekliptikkreis
ist verschoben, sodass er den Wendekreis des Steinbocks nur
zur Sommersonnenwende und den Wendekreis des Krebses
nur zur Wintersonnenwende berührt. Die Sonne umläuft die
Ekliptik einmal komplett pro Jahr. Wenn das Datum bekannt
ist, ist auch die Position der Sonne auf ihrer Laufbahn bekannt
und bezeichnet ihren Längengrad.
In der Antike war die Sonnenlaufbahn in 30 Längen-
gradabschnitte unterteilt und repräsentierte die Tierkreiszei-
chen. Die Position der Sonne auf ihrer Laufbahn wurde auf
der Rückseite des Astrolabiums von Skalen abgelesen. Da-
raufhin wurde eine Art Lineal ( rule ) so weit gedreht, bis es
die Ekliptik an dem korrekten Längengrad kreuzte. An dieser
Stelle befand sich dann die Position der Sonne für diesen Tag.
Das Lineal und die Ekliptik sind dann gemeinsam gedreht
worden, um die Uhrzeit zu bestimmen, oder um Probleme
bezüglich der Position der Sonne zu lösen.
Zuweilen fand man auf dem Gerät auch noch sogenannte
Schattenquadrate und eine Schar von Kurven eingraviert.
Mit dem Schattenquadrat war es möglich, die Seitenlängen
in einem rechtwinkligen Dreieck zu bestimmen, z. B. bei
der Berechnung einer Höhe bei bekannter Entfernung eines
Objekts, und mit der Kurvenschar konnte man die „unglei-
chen Stunden“ berechnen. Den Zeitraum zwischen Sonnen-
auf- und -untergang teilte man zu damaligen Zeiten immer
in zwölf Stunden ein. Je nach Jahreszeit hatte man eine un-
terschiedliche Stundendauer. Diese „ungleichen Stunden“
konnte man mithilfe des Astrolabiums durch Bestimmung
des 24. Teils der Rotationsdauer der Erde in „gleiche Stun-
den“ umrechnen.
Die Rückseite des Astrolabiums bestand aus Skalen, die
dazu benutzt wurden, den Längengrad der Sonne zu bestim-
men und aus einem Alidade und Skalen, die zur Bestimmung
der Höhe der Sonne und Sterne verwendet wurden.
 
 
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