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Abb. 4.38 Rückseite eines 10-DM-Scheins
Das Funktionsprinzip des Sextanten beruht auf dem phy-
sikalischen Gesetz, dass Ein- und Ausfallswinkel eines Licht-
strahls auf einen ebenen Spiegel jeweils gleich groß sind.
Dieses wird nun auf das Gerät angewandt. Der Sextant ver-
fügt daher über zwei Strahlengänge, den direkten und den
indirekten. Der direkte Strahlengang verläuft geradlinig von
einem anvisierten Objekt durch den halbdurchlässigen Hori-
zontspiegel bis hin zum Fernrohr. Der indirekte Strahlengang
hingegen verläuft über ein aus zwei Spiegeln bestehendes
System, indem das angepeilte Messobjekt über den Index-
und Horizontspiegel relektiert und danach zum Beobachter
weitergeleitet wird. Sind beide Bilder in Deckung, so verlau-
fen beide Strahlengänge parallel und die Alhidade steht auf
0° und die Trommel auf 0′.
Bewegt man nun die Alhidade und mit ihr den daran be-
festigten Indexspiegel, so erhöht man auch den Beobach-
tungswinkel. Die Folge: Die indirekten und direkten Strahlen
verlaufen nicht mehr parallel. Für den Beobachter bedeutet
das, er sieht gleichzeitig zwei verschiedene Objekte. Bringt
man nun diese beiden Gebilde in Deckung, kann man an
Limbus und Schraube den Winkel zwischen diesen ablesen
( Abb. 4.38 ).
Abb. 4.39 Astrolabium aus dem 15. Jahrhundert
mit ihren Längen- und Breitengraden (erste Ansätze zu einer
Kartograie, die auf Längen- und Breitengraden beruht, gehen
auf Ptolemäus zurück; danach sind sie in Europa erst wieder
ab 1400 allgemein gebräuchlich). Darüber ist ein drehbares
Gitter angeordnet, das den Fixsternhimmel und die Position
bekannter Sterne in Form von Zeigern verkörpert. Die Posi-
tion der Sonne ist durch ihren Standort in dem Ekliptikkreis
gegeben, der ebenfalls in das Gitter eingebettet ist und die
Tierkreiszeichen neben einer 360°-Teilung trägt. Die Einsatz-
möglichkeiten von Astrolabien sind vielfältig: Je nachdem,
welche Größen bekannt sind, lassen sich die wahre Ortszeit,
die Zeit des Auf- bzw. Untergangs der Sonne oder bekannter
Gestirne sowie die eigene Position auf der Erde bestimmen.
Die Astrolabien waren bis zum Ende des vergangenen
Jahrhunderts in der Schifffahrt im Indischen Ozean im Ein-
satz. Auch in Europa wurden sie häuig für navigatorische
Zwecke sowie für astronomische Bestimmungen eingesetzt.
Es gibt verschieden Typen von Astrolabien. Der bei wei-
tem populärste Typ ist wohl das planisphärische Astrolabium,
bei dem die Himmelssphäre auf die Ebene des Äquators pro-
jiziert wird.
Ein Astrolabium zeigt, korrekt eingestellt, die Himmels-
koniguration an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten
Zeit an. Hierzu ist die Himmelskoniguration auf die Oberlä-
che des Astrolabiums projiziert, sodass durch Markierungen
verschiedene Positionen am Himmel leicht zu inden sind.
Um ein Astrolabium zu benutzen, justiert man die beweg-
lichen Teile an ein bestimmtes Datum und eine bestimmte
Zeit. Einmal eingestellt, ist der ganze Himmel, der sichtbare
4.5
Astrolabien
4.5.1
Die Entwicklung
Nach dem Rechner von Antikythera muss man bis zum nächs-
ten bekannten komplexeren Rechengerät einen großen Zeit-
sprung bis ca. 700 n. Chr. machen. In Urkunden aus dieser
Zeit werden im arabischen Raum zum ersten Mal die sog. As-
trolabien erwähnt. Beim Astrolabium handelt es sich um ei-
nen astronomischen Analogrechner, ähnlich dem Räderwerk
von Antikythera, allerdings mit einer wesentlich geringeren
Komplexität. In seiner Wirkungsweise und Handhabung ist
das Astrolabium mit einem runden Rechenschieber vergleich-
bar ( Abb. 4.39 ) .
Das Astrolabium diente sowohl astronomischen Zwecken
als auch zur Navigation. Auf einer Grundplatte beindet sich
eine Eingravierung der stereograischen Projektion der Erde
 
 
 
 
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