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Abb. 4.27 Anwendung des Jakobsstabs
Die Querhölzer verleihen ihm ein armbrustähnliches Aus-
sehen, weswegen bis heute in der Seefahrt die Formulierung
„eine Höhe schießen“ gebräuchlich ist, falls man die Höhe
eines Sterns über den Horizont misst. Ein Problem war sicher
die Tatsache, dass man mit ungeschütztem Auge in die Sonne
blicken und gleichzeitig den Horizont anpeilen musste. Dies
führte zu Ungenauigkeiten der Messung und zu Augenschäden.
Nachdem die erste sachkundige Beschreibung durch Levi
ben Gerson niedergeschrieben wurde, gelangte die Schrift
vermutlich 1384 durch Heinrich von Langenstein, dem da-
maligen Rektor der Wiener Universität, über Paris nach
Wien, wo sie dem Nürnberger Astronomen Johannes Müller
zugänglich wurde. Müller verfasste ein Buch, in dem er die
Anleitung zum Bau eines Jakobsstabs gab, um mit ihm den
Durchmesser des im Jahre 1472 erschienenen Kometen zu
berechnen ( Abb. 4.28 ) .
Abb. 4.25 Bestimmung der Höhe einer Pyramide
beschrieben. Durch leichte Modiikationen konnten auch die
Ergebnisse einfacher Berechnungen, die sich aus der Winkel-
messung ergaben, direkt abgelesen werden.
Der Jakobsstab besteht aus einem 70-130 cm langen höl-
zernen Vierkantstab und bis zu vier Schiebern verschiedener
Länge. Auf dem Stab werden ein bis zwei Schieber, deren
Auswahl sich nach dem zu messenden Winkel richtet, an-
gebracht. Zu jedem dieser einzelnen Schieber gehört eine
Graduierung auf einer der vier Seiten des Stabs ( Abb. 4.26 ) .
Abb. 4.26 Jakobsstab ( b zum Transport zerlegt)
Das Gerät diente in der Seefahrt hauptsächlich der Bestim-
mung der geograischen Breite. Dazu wurde der Höhenwinkel
der Sonne oder eines Fixsterns (meist des Polarsterns) über
dem nautischen Horizont gemessen.
Bei der küstennahen Navigation wurden mit ihm auch
Winkel zwischen terrestrischen Zielen gemessen und damit
in der Karte die Position bestimmt. Um den Betrachtungs-
winkel eines Gestirns zu messen, musste der Steuermann den
Gradstock in Augenhöhe halten. Nun wurde ein Querstück so
lange verschoben, bis der Horizont und das Gestirn mit den
Enden des Querstücks in Deckung waren. Auf einer Skala
des Hauptstabs konnte man nun den Stand des Querstücks
ablesen. Die halbe Länge des Stabs dividiert durch den abge-
lesenen Wert ergab den Tangens des halben gesuchten Beob-
achtungswinkels. Die Skalierung des Querstabs war häuig so
ausgeführt, dass für eine bestimmte Querstablänge der Win-
kel direkt abgelesen werden konnte ( Abb. 4.27 ).
Abb. 4.28 Alter Stich zur Illustration der Anwendungsmöglichkeiten
des Jakobsstabs
Später wurde der Jakobsstab in dem Werk L'Asia , in dem
es um die Geschichte der Entdeckungen der Portugiesen im
15. Jahrhundert geht, von Jao de Barros , einem Araber im
portugiesischen Dienst, erwähnt. Er beschreibt, wie Vasco
 
 
 
 
 
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