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Erscheinung. Sonderformen waren durch die örtlichen Ge-
gebenheiten bedingt. Im Paziischen Ozean war das Problem
der Brandung rings um die vielen tausend Inseln und Atolle
zu bewältigen. Da die dortigen hohen Palmen zu schlank
sind, um sie auszuhöhlen, kam es zur Entwicklung der Aus-
legerboote. Im hohen Norden ist das Wasser so kalt, dass es
den sicheren Tod bedeutet, wenn man ihm auch nur einige
Minuten ausgesetzt ist. Offene Boote oder Flöße waren hier
daher nutzlos. So erfanden die Menschen dort das Kajak, ein
Kanu, das mit Tierhäuten überzogen und oben geschlossen
war. Die Fischer konnten durch eine enge Öffnung an der
Oberseite hineinschlüpfen, die man wasserdicht zuziehen
konnte.
Obwohl sich einige Felszeichnungen der Steinzeit als pri-
mitive Wasserfahrzeuge deuten lassen, stammen die ältesten
belegten Schiffsdarstellungen aus Hierakonpolis in Ägypten.
Sie werden auf ca. 5000 v. Chr. datiert. Das Papyrusboot zeigt
bereits das typische „Skorpionschwanz-Heck“ und einen ab-
fallenden Bug der späteren ägyptischen Boote. An Backbord
ist der Steuerriemen eingehängt und man sieht die Darstel-
lung zweier Ruderer. Im vorderen Teil des Bootes beindet
sich ein hüttenähnlicher Aufbau.
Aus dem ägyptischen Raum sind die meisten Darstel-
lungen von Schiffen überliefert. So stammt eine Felszeich-
nung aus der Nubischen Wüste aus dem Zeitraum von ca.
5000-4000 v. Chr. ( Abb. 4.15 ). Das Schiff besitzt das glei-
che Heck, während hingegen der Bug aufwärtsgekrümmt ist
und eine gehörnte Bugzier trägt. Interessant ist die Haltung
des abgebildeten Menschen. Sie wird als das Anlehen eines
Gottes gedeutet. Dementsprechend könnte es sich bei dem
Gebilde daneben um einen Altar handeln. Die verschiede-
nen Striche seitlich am Bootskörper werden von den Wis-
senschaftlern nicht als Riemen, sondern als der Versuch des
Künstlers gedeutet, Wasser darzustellen. Geht man von der
menschlichen Figur als Größenmaßstab aus, so besaß dieses
Boot eine Länge zwischen 6,0 und 6,5 m und eine Breite von
1,0 bis 1,5 m.
beindet sich auf einer Totenurne, die in der Nähe von Luxor
gefunden wurde. Das rechteckige Segel ist an einem einzel-
nen Mast befestigt. Ferner ist ein Deckshaus ersichtlich.
Im Jahre 1929 entdeckte Prof. Woolley bei Ausgrabun-
gen in Ur im südlichen Mesopotamien ein sehr interessantes
Schiffsmodell aus Silber. Es ist vielleicht das älteste bekannte
Modell eines Schiffs und wurde um 4000 v. Chr. angefertigt.
Es ist 65 cm lang, hat vier Bänke für die Ruderer und die
Riemen sind auf dem Dollbord befestigt ( Abb. 4.16 ) .
Abb. 4.16 Das Ruderboot von Ur
Ab etwa 3000 v. Chr. verfügten die Ägypter über seetaug-
liche Schiffe, mit denen sie benachbarte Küsten, wie z. B.
die Syriens, plünderten. Bemerkenswert ist eine derartige
Expedition von Pharao Sahure, die er ca. 2600 v. Chr. unter-
nahm. Abbildungen hierzu inden sich auf einem Relief seiner
Pyramide ( Abb. 4.17 ).
Abb. 4.17 Ein Schiff aus der Flotte des Pharao Sahure (um
2600 v. Chr.)
Da die Schiffe länger wurden, nahm die Tendenz zum Ver-
beugen und zur Senkung von Bug und Heck zu. Um dem ent-
gegenzuwirken, wurde ein Seil über Deckstützen vom Heck
zum Bug geführt. Durch hindurch gesteckte Spieren ließ sich
dieses Seil durch Drehen der Spieren weiter verkürzen. Damit
konnte ein Durchbiegen des Rumpfs korrigiert werden.
Um 1500 v. Chr. sendete die Königin Hatschepsut eine
Expedition zur Suche nach dem sagenhaften Land Punt aus.
Die Schiffe sind auf Reliefs am Tempel von Deir-el-Bahri
dargestellt ( Abb. 4.18 ). Die Schiffe wurden im Hafen Suez
gebaut und liefen von dort nach Süden aus. Nach einjähriger
Fahrt kehrte die Expedition zurück, beladen mit Gold, Elfen-
Abb. 4.15 Das Schiff aus der Nubischen Wüste, ca. 5000 v. Chr.
Etwa aus der gleichen Zeit, evtl. sogar noch etwas früher,
datiert die älteste Abbildung eines Schiffs mit Segeln. Sie
 
 
 
 
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