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einen Kölner Händler weiter. Er wurde dann zunächst dem
Berliner Museum angeboten. Da dieses ablehnte, wandte man
sich zunächst an ein Museum in München und, ebenfalls ohne
Erfolg, an den damaligen Landesarchäologen von Sachsen-
Anhalt. Danach wechselte die Scheibe auf dem Schwarz-
markt zweimal den Besitzer, bis sie Meller angeboten wurde.
Im September 2003 wurden die Grabräuber und die Hehler
in getrennten Verfahren zu Geld- und Haftstrafen verurteilt.
Nach einigen Ausstellungen an verschiedenen Orten wird
die Scheibe zurzeit im Landesmuseum für Vorgeschichte in
Halle (Saale) ausgestellt. 2006 betrug der Versicherungswert
100 Mio. Euro.
Im Jahr 2008 wurde ihre historische Bedeutung von der
Bundesrepublik Deutschland mit der Ausgabe einer 10-Euro-
Gedenkmünze und einem Sonderpostzeichen gewürdigt
( Abb. 4.11 ).
Anhalt und die Bundesanstalt für Materialforschung und
-prüfung in Berlin (Untersuchungen mithilfe des Teilchen-
beschleunigers BESSY).
Mit den verschiedenen Analysemethoden konnte eine
genaue Datierung vorgenommen werden. Sie ergab, dass
die Himmelsscheibe um 1600 v. Chr. im Boden vergraben
wurde. Bei einem Stück Birkenrinde, welches an einem der
Schwerter gefunden wurde, konnte man mithilfe der Radio-
kohlenstoffdatierung feststellen, dass es aus der Zeit um 1600
bis 1560 v. Chr. stammt. Das Herstellungsdatum der Scheibe
wird auf 2100 bis 1700 v. Chr. geschätzt.
Die umfangreichen metallurgischen Untersuchungen erga-
ben äußerst interessante Ergebnisse über die bronzezeitlichen
Handelsverbindungen und -wege. So stammt das Kupfer für
die Scheibe und die beigefügten Waffen und Werkzeuge aller
Wahrscheinlichkeit nach vom Mitterberg bei Bischofshofen
in Österreich. In der Bronzezeit wurde dort dieses Metall be-
reits 200 m unter Tage abgebaut. Die Goldaulagen weisen
keine einheitliche Zusammensetzung auf. Der überwiegende
Teil stammt wohl aus Siebenbürgen in Rumänien und hat
einen Silberanteil von 21 %. Die an den Rändern eingelegten
Goldbögen haben eine andere Zusammensetzung von ledig-
lich 15 % Silber. Diese Bögen wurden später hinzugefügt.
Die Himmelsscheibe von Nebra wurde während ihres
Gebrauchs mehrmals modiiziert. Man kann insgesamt vier
Phasen unterscheiden ( Abb. 4.12 ).
Phase 1 Im ursprünglichen Zustand bestanden die Gold-
applikationen aus 32 runden Plättchen, einer größeren run-
den Scheibe sowie einer sichelförmigen Platte. Sieben der
Plättchen sind oberhalb der Scheibe und der Sichel eng
gruppiert, die übrigen gleichmäßig über die Scheibe ver-
teilt.
Phase 2 Zu einem späteren Zeitpunkt wurden am linken
und rechten Rand die beiden sogenannten Horizontbögen
angebracht. Ihr Gold ist von anderer Zusammensetzung. Ein
Goldplättchen auf der linken Seite wurde etwas nach innen
versetzt, um Platz für den linken Bogen zu schaffen. Der Bo-
gen auf der rechten Seite wurde über zwei Plättchen befestigt,
sodass jetzt nur noch 30 sichtbar sind.
Phase 3 Die zweite Ergänzung betrifft einen weiteren Bo-
gen am unteren Rand, die sogenannte Sonnenbarke. Dieser
Abb. 4.11 10-Euro-Gedenkmünze
4.2.2
Die Ergebnisse der Untersuchungen
Die Himmelsscheibe von Nebra dürfte eines der am inten-
sivsten untersuchten archäologischen Fundstücke sein. Neben
dem Landesamt für Denkmalplege waren an diesen Untersu-
chungen hauptsächlich beteiligt: der Astronom W. Schlosser
(Hauptobservator am Astronomischen Institut der Ruhr-Uni-
versität Bochum), der Archäochemiker E. Pernicka (Institut
für Archäometrie der Bergakademie Freiberg (Sachsen)), die
Spezialistin für Religionen der Bronzezeit M. J. Aldhouse-
Green (Universität Wales), das Landeskriminalamt Sachsen-
Abb. 4.12 Von links nach rechts : 1. Phase, 2. Phase, 3. Phase, 4. Phase
 
 
 
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