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Diese Priester waren aber zugleich auch Astronomen, denn
sie stellten eine bemerkenswerte Liste der Sonneninsternisse
sowie der Bahnperioden von Sonne, Mond und Venus auf.
Als Basis der Zeitrechnung diente ein in Tage aufge-
teilter Zeitstrahl, dessen Beginn die Maya auf den 13. Au-
gust 3114 v. Chr. (nach unserer Zeitrechnung) festgesetzt
hatten und der kontinuierlich fortschreitet wie ein unerbitt-
liches Zählwerk. In diese Gerade, die als „lange Zahlung“
bezeichnet wird und die man sich als eine ins unendliche
führende Zahnstange vorstellen kann, greift gewissermaßen
als riesiges Zahnrad der zyklische Kalender des Sonnenjahres
mit 365 Tagen, der ha'ab genannt wird. Er ist in 18 Monate
mit jeweils 20 Tagen unterteilt und einen kurzen Monat mit
nur 5 Tagen, der als unglückbringend gilt. Das Sonnenkalen-
derrad „bewegt“ den 260 Tage zählenden, in 20 gleich lange
Abschnitte von jeweils 13 Tagen untergliederten Ritualka-
lender tzolk'in.
Nicht genug damit, dreht sich mit diesem ein kleines Rad
mit 13 Tageskoefizienten. Durch diese eigenartige, wie ein
Getriebe angelegte Kombination unterschiedlich langer zy-
klischer Kalender, ergibt sich die gleiche Tageskombination
nur alle 18.980 Tage oder 52 Jahre. Dann beginnt wieder
eine neue Kalenderrunde, die oftmals mit dem Bau eines
Heiligtums oder der Überbauung einer bereits bestehenden
Pyramide eingeleitet wurde. Um nun auch diese Zyklen
von 52 Jahren eindeutig voneinander abgrenzen zu kön-
nen, hatten die Maya den Zeitstrahl der „langen Zählung“
nicht nur in Tage untergliedert, sondern überdies in größere
Zeitabschnitte: 20 Tage (k'in) bildeten einen Monat (winal),
18 Monate ein Jahr zu 360 Tagen (tun), 20 Jahre ein k'atun,
20 k'atun ein bak'tun, also 400 Jahre zu 360 Tagen.
Aus der mathematischen Aufteilung wird bereits ersicht-
lich, dass die Maya sich im Gegensatz zum Dezimalsys-
tem der abendländischen Kultur des Zwanziger-Systems
bedienten, wodurch die Schreibweise für uns verwirrend
erscheint. So ist der 1. Januar 1994 nach der langen Zäh-
lung der Tag 1.865.071 nach dem Beginn der Zeitrechnung
der Maya oder 12 bak'tun (= 1.728.000 Tage) + 19 k'atun
(= 136.800 Tage) + 0 tun + 13 winal (260 Tage) + 11 k'in .
In abgekürzter Form lautet die entsprechende Transkription
12.19.0.13.11.
beinden sich Spuren zweier konzentrischer Palisaden (mit
ca. 56 und 49 m Durchmesser) mit gleich ausgerichteten, zum
Zentrum hin schmaler werdenden Toren. Auf der Innenläche
selbst konnte keine weitere Bebauung festgestellt werden.
Aufgrund der Keramikfunde (C-14-Daten sind noch in Be-
arbeitung) wird der Bau der Anlage auf etwa 5000 v. Chr.
geschätzt. Diese Datierung wird auch dadurch erhärtet, dass
rund einen Kilometer entfernt die Überreste eines 7000 Jahre
alten Dorfs (aus der Periode der Linearbandkeramik) entdeckt
wurden. Die Anlage wurde 1991 bei einem Erkundungslug
durch den Luftbildarchäologen Otto Braasch zufällig gefun-
den.
Das Besondere der Anlage ist, dass die beiden südlichen
Tore und Zugangswege vom Mittelpunkt der Anlage aus
gesehen mit einer Genauigkeit von drei bis vier Tagen auf
den Sonnenauf- und -untergang zur Wintersonnenwende um
4800 v. Chr. ausgerichtet sind und das nördliche Tor annä-
hernd genau auf den astronomischen Meridian, also nach
Norden weist ( Abb. 4.4 ) . Im Jahr 2004 wurde eine weitere
Visiereinrichtung im Palisadenzaun gefunden, die auch die
Berechnung der Sommersonnenwende erlaubte.
Abb. 4.4 Die gespeicherten Himmelsdaten: Die gelben Linien stellen
rechts die Richtung des Sonnenaufgangs und links die des Sonnenun-
tergangs zur Wintersonnenwende um 4800 v. Chr. dar. Die senkrechte
Linie markiert den astronomischen Meridian
Im Unterschied zu anderen, schlechter erhaltenen mit-
telneolithischen Kreisgrabenanlagen sind die Visierlinien
in Goseck außerordentlich präzise und ermöglichen die Be-
rechnung und Beobachtung der Sonnenwenden über mehrere
Tage in allen vier Punkten. Es gilt daher als gesichert, dass es
sich um ein Observatorium zur Bestimmung der Sonnenwen-
den handelte. Die jungsteinzeitliche Ringgrabenanlage wird
daher auch als Sonnenobservatorium von Goseck bezeichnet
und gilt als das bisher älteste entdeckte Sonnenobservatorium
der Welt. Da die Anlage sich ganz in der Nähe des Ortes,
an dem die später beschriebene Himmelscheibe von Nebra
4.1.2
Die Kreisgrabenanlage von Goseck
Die Kreisgrabenanlage von Goseck liegt auf einem Plateau
oberhalb des Saaletals, am nordwestlichen Ortsrand von Gos-
eck (Burgenlandkreis) in Sachsen-Anhalt und besteht aus
einem deutlich erkennbaren, annähernd kreisrunden Ring-
graben von etwa 71 m Durchmesser. Es konnte ein lacher
Erdwall rund um den Graben nachgewiesen werden. Die An-
lage hat drei grabengesäumte Zugangswege, die nach Nor-
den, Südwesten und Südosten ausgerichtet sind. Im Inneren
 
 
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