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mechanische Hilfsmittel für den Ackerbau und die nach ihm
benannten Rechenstäbe (s. Kap. 6 ) .
Wahrscheinlich befasste er sich bereits 1594 mit den Lo-
garithmen und erkannte ihre Wirkungsweise. Es gilt als gesi-
chert, dass ihm Stifels Arithmetica integra bekannt waren und
er hierdurch Anregungen erhielt. Im Jahre 1614 veröffent-
lichte er in Edinburgh seine siebenstellige Logarithmentafel
Miriici Logarithmorum canonis descripto … ( Abb. 3.28 ) . Im
Titel dieser Tafel taucht erstmalig der Begriff der Logarith-
men, der Verhältniszahlen auf. Fünf Jahre später beschrieb er
in Miriici Logarithmorum canonis constructia die Prinzipien,
nach denen er die Logarithmen berechnet hatte.
Abb. 3.27 Titelblatt der „Progreß-Tabulen“
Abb. 3.28 Erste Seite aus Miriici Logarithmorum canonis descripto …
Dieses Werk war zweifarbig in Schwarz und Rot gedruckt.
Da Bürgi den Begriff Logarithmus nicht kannte, sprach er im-
mer von roten Zahlen, wenn er Logarithmen meinte. Da der
Gebrauch des Tafelwerks für die damalige Zeit äußerst ge-
wöhnungsbedürftig war, wurde auf dem Titelblatt mit sambt
gründlichem Unterrich eine besondere Gebrauchsanleitung
angekündigt, die jedoch offensichtlich nie gedruckt wurde.
Im Archiv der Mathematik und Physik der Universität Danzig
wurde 1856 durch einen Hinweis des Oberlehrers Gronau die
Kopie eines handgeschriebenen Exemplars gefunden, wel-
ches dann dort gedruckt wurde.
Während des dreißigjährigen Krieges gingen fast alle Ex-
emplare der Progreß-Tabulen verloren. Es existieren heute
nur noch vier bekannte Exemplare. Eines beindet sich in der
Universitätsbibliothek in Graz, je ein weiteres in den Stadt-
bibliotheken von Danzig und München und das vierte ist im
Besitz des Vatikans. Das Grazer Exemplar enthält neben dem
Danziger Exemplar ebenfalls eine handschriftliche Unter-
richtsanleitung.
John Napier war der älteste Sohn des schottischen Barons
Archibald von Merchiston und wurde 1550 in Merchiston
Castle in Schottland geboren. Er studierte an der Universität
St. Andrews. Nach dem Studium bereiste er Europa und erbte
1572 viele der Ländereien seines Vaters. Als Gutsherr besaß
er die inanziellen Mittel, um sich seinen mathematischen
und mechanischen Studien zu widmen. So erfand er u. a.
Die Logarithmentafel von Napier ist wie eine logarith-
misch trigonometrische Tafel aufgebaut. Für die Numeri
wählte er die Sinuswerte der Winkel von 0° bis 90°. Die
volle Gradzahl ist oben auf der Seite vermerkt. Die beiden
Spalten links und rechts außen enthalten die Minuten, in den
nächstinneren Spalten stehen die zugehörigen Sinus- bzw.
Cosinuswerte. Die Spalte Logarithmi beinhaltet die Loga-
rithmen der entsprechenden trigonometrischen Funktionen,
die Differentia-Spalte enthält den Logarithmus vom Tangens
des entsprechenden Winkels.
Napier starb am 3. April 1617 in Merchiston Castle. Ihm zu
Ehren wurde die Maßeinheit zur Dämpfung bei elektrischen
und akustischen Schwingungen Neper genannt (heute ist all-
gemein die Einheit Dezibel üblich). Die Edinburgh Napier
University trägt ihm zu Ehren seinen Namen. Der Merchis-
ton Campus dieser Universität, der älteste Campus, ist an der
Stelle des Geburts- und Sterbeortes von Napier entstanden.
Für die schnelle Verbreitung der Logarithmen als prak-
tisches Hilfsmittel für mathematische Berechnungen setzte
sich neben Kepler vor allem Henry Briggs (1561-1630) ein.
Briggs begann seine Studien an der Universität Cambridge
im Jahre 1577. Im Jahre 1581 erwarb er den akademischen
Grad eines Bachelor of Arts und 1585 den eines Masters of Arts.
Nachdem er 1588 Fellow des St. John's College wurde, erhielt
 
 
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