Information Technology Reference
In-Depth Information
trat er dann auf Wunsch des Kaisers und mit Zustimmung von
Landgraf Moritz ganz in kaiserliche Dienste und erhielt auf
der Prager Burg eine Werkstatt mit zwei Gehilfen.
Dort arbeitete er auch für den kaiserlichen Astronom
Kepler. Ab dem Jahre 1609, mit Unterbrechungen zwischen
1614 und 1617, lebte Bürgi wieder in Kassel. Hier starb er
am 31. Januar 1632.
Im Totenbuch der Martinskirche indet sich folgende Ein-
tragung:
aber erst 1648 durch seinen Schwager Benjamin Bramer. Mit
dem Gerät konnte vor allem die Entfernung zu einem nicht
zugänglichen Ort berechnet werden, und es fand daher vor-
wiegend seine Anwendung im militärischen Bereich, insbe-
sondere bei der Artillerie. Seinen Gebrauch zeigt Abb. 3.25 .
N
D
D
Anno domini 1632. Jost Burgi von Liechsteig aus Schweiz, seiner
Kunst ein uhrmacher, aber der Erfahrung [nach] ein berümbter
(am kaiserlichen hoff und fürstlichen höffen) astronom und gott-
selig mann, aetis 81 anno.
V
E
A
B
E
A
B
Ihm zu Ehren wurde ihm in Lichtensteig ein Denkmal
gesetzt.
Bürgi hat neben Himmelsgloben und Uhren auch verschie-
denartige interessante neue und verbesserte Instrumententy-
pen gebaut. Bei ihnen und bei speziellen Vermessungsinstru-
menten legte er einen Erindungsreichtum und eine Präzision
an den Tag, durch die seine Erzeugnisse den Standard seiner
Zeit weit übertrafen.
Er erfand den Proportionalzirkel ( Abb. 3.24 ) . Der
Proportio nalzirkel ist ein einfaches mechanisches Rechen-
gerät, um Strecken in einem bestimmten Verhältnis zu teilen,
zu vergrößern oder zu verkleinern. Er besteht aus zwei Schen-
keln, die durch eine bewegliche Einstellschraube (meistens
mit einem Nonius) verbunden sind. Er hat an jedem Ende
zwei Spitzen.
Abb. 3.25 Arbeitsweise des Triangularinstruments
Berechnet werden sollte die Entfernung zu einem geg-
nerischen Ort N. An einem gut zugänglichen Ort setzt man
das Instrument ein und richtet die bewegliche Seite D an der
linken Seite nach N; dann transportiert man das Gerät nach
rechts derart, dass AB in derselben Linie bleibt wie vorher und
stellt dann die rechte Seite mit der Bussole (ein Kompass mit
Peilvorrichtung) ebenfalls nach N ein, und erhält im Gerät das
Dreieck AEV , das mit dem großen Dreieck mit N als Scheitel
ähnlich ist. Aus der gemessenen Distanz der beiden Beob-
achtungspunkte ergibt sich sofort die gesuchte Entfernung.
Bürgi muss schon früh mit seinen Untersuchungen zu den
Logarithmen begonnen haben, denn der Astronom Peima-
rus Ursus Dithmarsus schrieb 1588: Bürgi besitzt ein Mittel,
sich seine Rechnungen außerordentlich zu erleichtern. Auch
Kepler kannte die neue Rechentechnik von Bürgi und drängte
ihn u. a. bei einem Treffen in Prag, seine Entdeckung end-
lich zu veröffentlichen. Man weiß, dass Bürgi zwischen 1603
und 1611 sein umfangreich logarithmisches Tafelwerk be-
rechnete, welches jedoch erst im Jahre 1620 unter dem Titel
Arithmetische und Geometrische Progreß‑Tabulen erschien
( Abb. 3.26 und Abb. 3.27 ) .
Abb. 3.24 Proportionalzirkel von Bürgi
Das eine Paar dient zum Abgreifen des Ausgangsmaßes,
das zweite zum Abschlagen der zu konstruierenden Größe.
Mit präzise gefertigten Geräten kann man eine Genauigkeit
von +/− 0,1 mm erreichen.
Für ein weiteres einfaches mechanisches Rechengerät,
welches er 1592 entwickelte, erhielt er 1602 ein Patent. Es
handelte sich um ein Triangularinstrument oder Entfernungs-
messer. Publiziert wurde die Anwendung dieses Instrumentes
Abb. 3.26 Erste Seite von Bürgis Logarithmentafel
 
 
 
 
 
Search WWH ::




Custom Search