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Abb. 2.10 Segmente der Rückseiten-Zif-
ferblätter. a ist das obere und b das untere
Blatt zu sehen
Die Fragmente zeigen außerdem, dass das Originalinstru-
ment vier große Inschriftlächen besaß: Außerhalb der Front-
tür, innerhalb der Hintertür, auf der Platte zwischen den bei-
den hinteren Zifferblättern und auf der Paradigmaplatte nahe
des Frontzifferblatts. Wie Derek Price festgestellt hat, sind
auch um alle Zifferblätter Inschriften. Zudem hatte jedes Teil
und jedes Loch scheinbar Identiikationsbuchstaben, sodass
die Stücke in der richtigen Reihenfolge und Position zusam-
mengebaut werden konnten.
Die Hauptinschriften sind in einem sehr schlechten Zu-
stand und nur sehr kleine Stückchen können gelesen werden.
Um die Verfassung der Inschriften zu beschreiben, reicht es,
zu erwähnen, dass einige Platten komplett verschwunden sind
und nur Abdrücke ihrer Buchstaben hinterlassen haben, die in
Spiegelschrift auf der Platte darunter stehen. Es ist erstaun-
lich, dass solche Inschriften trotzdem gelesen werden können.
Aber obwohl nur einige Wörter komplett gelesen werden
können, kann man eine Idee ihrer Bedeutung bekommen. Die
Sonne ist mehrfach erwähnt, und der Planet Venus einmal;
Zeiten werden benutzt, die auf Stationen und Laufbahnen
der Planeten hinweisen. Die Ekliptik wird genannt. Zeiger,
sicherlich die der Zifferblätter, werden erwähnt. Die Zeile
einer Inschrift besagt „ 76 Jahre, 19 Jahre“. Diese weist auf
den wohlbekannten Callipic - Zyklus von 76 Jahren hin, wel-
cher viermal der metonische Zyklus (nach dem altgriechi-
schen Mathematiker Meton [von Athen] alter Kalenderzyk-
lus) von 19 Jahren ist, oder 235 synodische (lunar) Monate.
Die nächste Zeile beinhaltet die Zahl „223“, welche auf den
ekliptischen Zyklus von 223 Lunar-Monaten hinweist.
dann unterteilt wurde. Noch wichtiger ist, dass dieses Zif-
ferblatt uns Aufschluss über den Zeitpunkt der Herstellung
dieses Instruments geben könnte, und zwar astronomisch.
Der bewegliche Ring ist notwendig, da der alte ägyptische
Kalender ohne Schaltjahre einen jährlichen Fehler von einem
Viertel aufwies, sodass die Monatsskala um diese Größe jus-
tiert werden musste. Soweit die zwei Skalen des Zifferblattes
noch erhalten sind, sind sie um 13.5° phasenverschoben.
Standardtabellen zeigen, dass diese Zahl nur in dem Jahr
80 v. Chr. vorkommen konnte und (weil wir nicht den Mo-
nat kennen) alle 120 Jahre vor oder nach diesem Datum. Al-
ternative Daten sind aber archäologisch unwahrscheinlich:
200 v. Chr. ist zu früh, und 40 n. Chr. ist zu spät.
Deshalb, vorausgesetzt, der bewegliche Ring ist nicht mehr
von seiner letzten Position bewegt worden, ist er 80 v. Chr.
gestellt worden. Weiterhin, wenn man damit richtig liegt, dass
eine Markierung, die nahe der Monatsskala gemacht wurde,
dazu diente, um im Falle einer missglückten Einstellung die
richtige Einstellung wiederherzustellen, kann man noch mehr
aussagen. Diese Markierung ist exakt ½° entfernt von der jet-
zigen Einstellung der Skala, und dies würde bedeuten, dass die
Markierung zwei Jahre vor dieser Einstellung gemacht wurde.
Somit, obwohl die Aussage nicht bewiesen ist, kann man zu
der Annahme kommen, dass das Instrument im Jahre 82 v. Chr.
erbaut wurde und zwei Jahre benutzt worden ist (lange genug,
um die Reparaturen nötig gemacht zu haben).
Abb. 2.11 Foto eines originalen
Fragments
2.3
Zeitpunkt der Herstellung
Einige technische Details der Zifferblätter sind besonders
interessant. Das Frontblatt liefert das einzig bekannte umfas-
sende Exemplar der Antike eines wissenschaftlich gestaffel-
ten Instruments. Wenn man die Genauigkeit der Staffelung
unter dem Mikroskop misst, entdeckt man, dass der durch-
schnittliche Fehler über den sichtbaren 45° ungefähr ¼° be-
trägt. Die Art, in der der Fehler variiert, lässt darauf schließen,
dass der Bogen mit bloßem Auge erst geometrisch geteilt und
 
 
 
 
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