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Die Weiterentwicklung der Rechenmaschinen
8.1
Der Übergang zur industriellen
Produktion
Lorenz Maier , baute ab dem Jahr 1936 das Modell 9 in einer Ver-
suchsserie. Es handelte sich um eine druckende Addiermaschine
mit schneller Multiplizier- und Dividiereinrichtung. Remington
Rand und Olivetti sind zur selben Zeit dabei, aus Zweispezies-
maschinen den druckenden Vierspeziesrechner zu entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Schritt war der Einsatz von Elek-
tromotoren zum Antrieb der Maschinen. Der Motor ersetzte
die Handkurbel. Der Vorteil lag in der Schonung des Materials
durch den gleichmäßigen Lauf und die Entlastung des Bedie-
nungspersonals von den starken Federkräften, gegen die die
Handkurbel bewegt werden musste. Im Jahr 1901 entwickelte
Frank C. Rinche eine druckende Addiermaschine, die elektrisch
angetrieben wurde. Das Patent hierfür erhält er im Jahr 1903.
Die erste verkaufsfähige Maschine erscheint 1904, die Univer‑
sal Accountant . Die erste Vierspeziesmaschine mit elektrischem
Antrieb ist eine Konstruktion des Österreichers Alexander
Rechnitzer , dem eine motorbetriebene, automatisch rechnende
Maschine 1902 in Deutschland patentiert wurde. Rechnitzer
siedelte später in die USA über, wo er seine Maschine weiter
verbesserte. Diese Maschine, mit dem Namen AUTARITH gerät
jedoch in Vergessenheit. Auch die von dem Amerikaner Emory
S. Ensign um 1907 herausgebrachte Maschine gleichen Namens
mit eigener Tastatur für die Multiplikation („Wahltastatur“) und
Elektroantrieb blieb nur kurze Zeit in Produktion.
Der letzte bedeutsame Schritt war die Vollautomatisierung,
durch die komplexere Berechnungen wie Multiplikationen
und Divisionen nicht mehr durch mehrmalige Kurbelumdre-
hungen ausgeführt werden mussten. Der erste fabrikmäßig
produzierte Automat war der Mercedes Euklid Mod. 7 aus
dem Jahre 1913 ( Abb. 8.1 ).
Aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind mehr als 20 Konstruk-
teure von mechanischen Rechengeräten bekannt. Zum einen
handelte es sich um einfache Addiergeräte, die überwiegend
im kaufmännischen Bereich eingesetzt wurden, und zum an-
deren um Vierspeziesmaschinen, die für den Einsatz in wis-
senschaftlichen Bereichen vorgesehen waren. Alle Maschinen
wurden in Handarbeit als Einzelstücke oder in höchstens ei-
ner Handvoll Exemplaren hergestellt.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Übergang zur
industriellen Produktion, verbunden mit laufenden Verbesse-
rungen und der Entwicklung neuer Techniken. Als erster war es
Charles Xavier Thomas aus Colmar/Elsass, der Rechengeräte
in größerer Stückzahl herstellte. Die hohen Produktionskosten
der damaligen Maschinen waren dann für viele Konstrukteure
und Erinder ein Anlass, sich um neue Wege im Rechenmaschi-
nenbau zu bemühen und die Konstruktionen den Bedürfnissen
einer Massenproduktion anzupassen. Ab ca. 1870 begannen
weitere Firmen mit der industriellen Produktion von Rechen-
maschinen. Der sich Ende des 19. Jahrhunderts abzeichnende
wirtschaftliche Erfolg dieser Unternehmen führte zu einer
stürmischen Entwicklung vieler Konkurrenzmodelle, die auf
unterschiedlichstem Wege versuchten, die bestehenden Patente
zu umgehen und damit zu einer Weiterentwicklung beitrugen.
Eine wesentliche Erweiterung des Einsatzspektrums er-
brachte die Kombination von Rechenmaschinen mit Druckein-
richtungen. Im Jahr 1889 erhielt D. E. Felt erstmalig ein Patent
auf eine Rechenmaschine mit Druckeinrichtung. Das erste Ex-
emplar dieser Maschine mit Namen Comptograph wurde im De-
zember 1889 an die Merchants & Manufacturers National Bank
of Pittsburgh, PA, verkauft. Sie beindet sich jetzt in der Smithso-
nian Institution in Washington, D.C. Die Ausstattung mit Druck-
einrichtungen beschränkte sich jedoch zunächst ausschließlich
auf Addiermaschinen. Erst nach dem ersten Weltkrieg erschei-
nen die ersten Vierspeziesmaschinen mit Druckeinrichtung auf
dem Markt. Der Chefkonstrukteur der deutschen Firma ASTRA,
Abb. 8.1 Mercedes Euklid,
1913
 
 
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