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Abb. 7.49 Rechenmaschine
von Schuster auf einer deut-
schen Briefmarke
Da im Arithmeum auf die Funktionstüchtigkeit der Expo-
nate besonderer Wert gelegt wird, wurde die Rechenmaschine
von Johann Christoph Schuster vor der ofiziellen Übergabe
durch den Bundeskanzler im März 2000 ein halbes Jahr lang
restauriert und ist nun wieder funktionstüchtig. Sie stellt eines
der letzten Artefakte aus der vorindustriellen Ära des maschi-
nellen Rechnens dar.
Abb. 7.50 Die Rechenmaschine von Grillet
7.5.8
Sonstige Konstruktionen
Dieses Museum wird vom Conservatoire National des Arts
et Métiers (CNAM) unterhalten, einer anerkannten französi-
schen Hochschule, die dem französischen Ministerium für Er-
ziehung, Hochschulwesen und Forschung zugeordnet ist und
den Status eines „grand établissement“ genießt. Das CNAM
wurde während der französischen Revolution im Jahr 1794
von dem französischen Geistlichen und Abgeordneten des
Nationalkonvents Henri Grégoire (Abbé Grégoire) gegründet.
Diese Maschinen sind zwar kompakter als die Rechen-
maschinen von Pascal, aber in den beiden erhaltenen Exem-
plaren indet sich keine Vorrichtung für einen automatischen
Zehnerübertrag. Somit bleibt es ein Geheimnis, welche Fä-
higkeiten die Maschinen von Grillet besaßen.
Neben den bisher aufgeführten Rechenmaschinen entstanden
im 17. und 18. Jahrhundert eine ganze Reihe von weiteren
Konstruktionen. Meistens waren es Nachbauten, aufbauend
auf den Konstruktionsprinzipien von Schickard, Pascal und
Leibniz mit gewissen Verbesserungen oder der Versuch, ver-
schiedene Konzepte, wie die Rechenstäbe von Napier und
die obigen Konstruktionsprinzipien, zu kombinieren. Zu den
meisten dieser Konstruktionen inden sich heute leider nur
noch vage Hinweise. Einige dieser Konstruktionen, über die
es etwas detailliertere Informationen gibt, seien im Folgenden
noch vorgestellt.
Die Maschine von Grillet
René Grillet, auch nach seiner Geburtsstadt Rouen in der
französischen Normandie als René Grillet de Rouen be-
kannt, war als königlicher Uhrmacher unter dem Sonnen-
könig Ludwig XIV. tätig. Im Jahre 1673 gibt er in einem
kleinen Buch mit dem Titel Curiositéz mathematiques de
l'invention du Sr Grillet horlogeur a Paris die Erindung
einer neuen Rechenmaschine bekannt. Im Jahre 1678 be-
schreibt er diese Maschine in einem im Le Journal des Sça-
vans erschienenen Artikel näher. Er stellte zwischen 1673
und 1681 diese Maschine mehrmals an verschiedenen Orten
in Frankreich und den Niederlanden vor ( Abb. 7.50 ) .
Die Maschine ist gemäß seiner Beschreibung eine Kom-
bination von Napierstäben zur Vereinfachung der Multipli-
kation (analog zum schottschen Rechenkasten) und einer
Addiermaschine nach dem Prinzip der Maschine von Pascal.
Über letztere äußerte er sich wenig begeistert: „ Cette machine
ne saurait servir dans l'usage ordinaire, et ne peut passer
que pour une curiosité de cabinet “. Über seine eigene Kon-
struktion bemerkt er dagegen: „ La machine que j'ai inventée
n'a point ces incommodités‑là .“
Von dieser Maschine sind zwei Exemplare erhalten, die
sich jetzt im Musée des Arts et Métiers in Paris beinden.
Die Maschinen von de Lépine
Im Nationalmuseum der Amerikanischen Geschichte in Wa-
shington beindet sich eine Rechenmaschine, auf der u. a. als
Inschrift „DE LEPINE - INVENIT ET FECIT - 1725“ ein-
graviert ist ( Abb. 7.51 ). Über den Konstrukteur ist praktisch
nichts bekannt. Man weiß nur, dass im 18. Jahrhundert Jean
Antoine Lépine als berühmter Uhrmacher in Frankreich tätig
war. Er wurde am 18. November 1720 in Challex (Frankreich)
geboren. Nach einer Uhrmacherausbildung ging er 1744 nach
Paris. Dort arbeitete er in der Werkstatt von André Charles
Caron. Im Jahre 1756 heiratete er die Tochter von Caron und
wurde dessen Teilhaber. Seine Meisterprüfung legte er 1762
ab. Von Louis XV. wurde er zum Königlichen Hofuhrmacher
ernannt. Diesen Titel behielt er auch unter Ludwig XVI. und
unter Napoleon. Um 1780 eröffnete er eine Werkstatt in der
von Voltaire gegründeten Uhrmacher-Kolonie Ferney. Später
leitete er auch diese „Uhrenfabrik“. Nach Voltaires Tod ver-
iel jedoch diese Uhrenfabrik und wurde geschlossen. Lépine
kehrte daraufhin nach Paris zurück und wurde Partner des
Königlichen Hofuhrmachers Claude-Pierre Raguet. Ab 1789
arbeitete er am Place des Victoires 12, bis seine Augen es
nicht mehr zuließen, zu arbeiten. Er verstarb 1814 in seiner
Wohnung in der Rue St. Anne in Paris.
 
 
 
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