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durch Nachhilfestunden. Danach wechselte er nach Leipzig,
wo er im Adressbuch als „Mechanikus“ geführt wurde. Die-
ser Name bedeutete damals etwas ganz anderes als heute ein
„Mechaniker“. Hiermit bezeichnete man Personen, die ein
technisches Studium absolviert hatten, entsprechend dem
heutigen Diplom-Ingenieur.
Im Jahre 1715 wird er als „Korrespondierendes Mitglied“
in die „Berliner Akademie der Wissenschaften“ aufgenom-
men und 1717 erhält er den Titel „Hof-Mechanikus“ sowie
die Erlaubnis, einen privilegierten Laden zu eröffnen. Zwei
Jahre später wird er Preußischer Kommerzienrat. Im Jahr
1725 erhält er den Titel eines Sächsischen Rates und wird
gleichzeitig zum „Wirklichen Bergkommissarius in den
sächs. Landen“ ernannt.
In den Jahren 1724 bis 1726 veröffentlichte er unter dem
Gesamttitel Theatrum machinarum sein umfangreiches Lehr-
buch der Mechanik in 10 Bänden. Über 100 Jahre lang gilt
dieses ausgezeichnete Werk als eines der besten technischen
Nachschlagewerke.
In einem weiteren nachgelassenen Band beschreibt Leu-
pold unter dem Titel Theatrum Arithmetico‑Geometricum
( Schauplatz der Rechen‑ und Messkunst ) zum ersten Mal die
Geschichte der bis zu dieser Zeit entstandenen Rechenappa-
rate und auch seine eigenen Konstruktionen. So berichtet er
über eine seiner eigenen Entwicklungen als „curieuse und
gantz neue Rechen-Machine“. Zum ersten Mal wendet Leu-
pold bei dieser Maschine die Dosenform an. Die Konstruk-
tion beruht auf dem Stellsegmentprinzip (Schaltklinge).
In der Konstruktionszeichnung von Abb. 7.38 erkennt man
die Details des Zehnerübertrags: Die oberen drei Zahnräder
sind Zwischenzahnräder mit einem auf- bzw. untergelagerten
Einzahn. Dieser sorgt für den Zehnerübertrag, jedoch nur in
Additionsrichtung. Eine bogenförmige Feder ist an der Spitze
fest mit dem Einzahn verbunden. Sie gibt bei Rechtsdrehung
nach, sodass der Einzahn nur bei Linksdrehung in Aktion
tritt und das linke Zahnrad um eine Stelle transportiert. Der
Übertrag erfolgt also bei mehreren Überträgen (z. B. von 999
auf 1000) simultan. Um die hierbei auftretenden Kräfte zu
bewältigen, war die Maschine mit einer Kurbel ausgestattet.
Das untere Bild von Abb. 7.38 zeigt die Bedieneinrichtung.
Die innere Skalenreihe stellt das Einstellwerk, die äußere das
Resultatwerk dar. Wie das Einstellwerk, so ist auch das Re-
sultatwerk mit Zeigern zum Einstellen und Löschen versehen.
Zur Addition stellt man auf dem Einstellwerk den ersten und
auf dem Resultatwerk den zweiten Summanden ein. Dann
dreht man die Kurbel zweimal im Gegenuhrzeigersinn und
indet die Summe im Resultatwerk. Für die Subtraktion gibt
es auf dem Resultatwerk eine Reihe mit Komplementärzahlen.
Bei Multiplikation und Division muss die Kurbel mehr-
fach gedreht werden und das Einstellwerk gegenüber dem
Resultatwerk verstellt werden. Der Ring um die Achse der
Kurbel mit den Zahlen 0 bis 9 stellt ein einstelliges Umdre-
hungszählwerk dar. Will man die auf dem Einstellwerk einge-
Abb. 7.38 Konstruktionszeichnung von Jakob Leupold
stellte Zahl mit 4 multiplizieren, so steckt man einen kleinen
Stift in das Loch neben der 4 auf dem Ring und dreht die
Kurbel so lange, bis der Stift beim Anschlag angekommen
ist. Nach jeder Stelle muss der Ring manuell auf 0 zurück-
gestellt werden.
Neben dieser Maschine, die nur als Bild in seinem Werk
erhalten ist, hat er noch einen Rechenapparat gebaut, der aus
einer Vereinigung vieler napierscher Rechenstäbe bestand und
in Kastenform ausgeführt war. Er selbst nannte den Apparat
„Des Autoris Rechen Scheiben nach Arth der Rechen Stäbe“.
7.5.4
Antonius Braun
Anton (Antonius) Braun wurde 1686 in Möhringen bei Tutt-
lingen an der Donau als Sohn eines Uhrmachers geboren und
starb am 20. April 1728. Über seine Jugendzeit und seine
 
 
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