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Abb. 7.10 Die Komponenten der Maschine
7.2.3
Aufbau der Maschine
Über die Funktion der Walzen ist viel spekuliert worden.
Zum einen können sie sicherlich wie Napierstäbe benutzt wer-
den. Im Rahmen eines Gesprächs im Januar 1987 zwischen
Prof. v. Freytag Löringhoff und Prof. Matthias Schramm zur
Frage, ob Schickard die napierschen Stäbe bei der Konst-
ruktion seiner Rechenmaschine kannte oder nicht, wies Prof.
Matthias Schramm auf ein Notizblatt in Schickards Nachlass
hin, auf dem Schickard gewisse vierkantige Stäbchen skiz-
ziert und behandelt, freilich zu einem ganz anderen Zweck.
Eine von Prof. Schramm durchgeführte Transkription
zeigte eine Idee zu einem Gerät zur Unterstützung astrono-
mischer Berechnungen. Mithilfe der schickardschen Stäbchen
lassen sich die ekliptikalen Längen für die mittleren Bewegun-
gen von Sonne, Mond, Knoten (das heißt der Schnittpunkt der
Mondbahn mit der Ekliptik) und Apogäum (dem erdfernstem
Punkt der Mondbahnellipse) berechnen. Eine Einstellung der
12 Stäbchen nach Datum und Uhrzeit genügt, um jede dieser
vier Größen durch eine einzige Addition zu ermitteln. Das mit
Fehlern behaftete Herausschreiben der Werte aus astronomi-
schen Tafeln war somit nicht mehr notwendig. Im Februar/
März 1987 erstellte während eines Irlandaufenthalts Bruno v.
Freytag Löringhoff den in Abb. 7.12 abgebildeten Prototyp.
Die Maschine besitzt ein sechsstelliges Addier- und Subtrahier-
werk. Dieses besteht aus sechs Drehscheiben, auf jeder Achse
dieser Drehscheiben sitzt ein Zahnrad mit 10 Ziffern, eine
Walze mit den 10 Ziffern, die in den Fensterchen erscheinen
und ein Zahnrad mit nur einem Zahn für den Zehnerübertrag.
Zwischen diesen Drehscheiben beindet sich jeweils ein wei-
teres Zahnrad, das in die Drehscheibe links neben ihm greift.
Im Prinzip handelte es sich um keine echte Vierspezies-
Maschine, denn automatisch konnten nur die Addition und die
Subtraktion ausgeführt werden. Zur Durchführung von Multi-
plikationen und Divisionen war die Maschine mit zusätzlichen
Hilfsmitteln ausgestattet, die diese Operationen erleichterten.
Zum einen verfügte sie im oberen Teil über separate Na-
pierstäbe (Walzen), von denen er sechs vollständige Sätze
auf Zylinder schrieb. Zum anderen konstruierte Schickard
im unteren Teil ein separates, händisch einzustellendes Spei-
cherwerk als Merkvorrichtung, in dem Zwischenergebnisse
abgelegt werden konnten (vergleichbar einem Register heu-
tiger moderner Maschinen) ( Abb. 7.10 und 7.11 ).
Abb. 7.12 Rekonstruktion zur Demonstration der Einsatzfähigkeit
der schickardschen Stäbchen als astronomische Rechenstäbchen
Der von Prof. Schramm erwähnte Notizzettel stammt ge-
wiss aus der Zeit nach 1627, dem Erscheinen von Keplers
berühmten Rudolinischen Tabellen, auf denen die Stäbchen
beruhen. Bereits 1630 hatte Schickard seine Mondtheorie
Abb. 7.11 Rückansicht mit den sechs Walzen
 
 
 
 
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