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7.2.2
Die Entdeckung der Maschine und ihre
Rekonstruktion
Die Wiederentdeckung ist dem Keplerforscher Dr. Franz
Hammer zu verdanken. Im Jahr 1957 hielt er im Rahmen
eines kleinen Kongresses zur Geschichte der Mathematik
im Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach im
Schwarzwald einen Vortrag, der alles in Gang brachte.
Hammer berichtete über Unterlagen, die er zumeist schon vor
dem Krieg gefunden, aber nicht ausgewertet hatte, aus denen
hervorging, dass nicht der große Franzose Blaise Pascal 1642 die
erste Rechenmaschine im modernen Sinne dieses Worts gebaut
hat, sondern vielmehr in dessen Geburtsjahr 1623 bereits ein
Tübinger Professor, Wilhelm Schickard, dies leistete ( Abb. 7.6 ).
Abb. 7.6 Briefmarke der
Deutschen Bundespost mit der
Maschine von Schickard
Abb. 7.8 Detail der Zeichnung
Zwei Tage später widerfuhr es Bruno Baron v. Freytag
Löringhoff ( Abb. 7.19 ) , einem der Teilnehmer dieses Kon-
gresses, dass ihm früh am Morgen nach einer weinseligen
Nacht bei erneuter Betrachtung dieser Quellen in wenigen
Sekunden alles klar wurde. Der Kongressleiter, Prof. J. E.
Hofmann, der Mathematikhistoriker und bekannte Bearbeiter
des Leibniz-Nachlasses, gab v. Freytag Gelegenheit, noch in
den letzten Stunden des Kongresses seinen Rekonstruktions-
vorschlag unter allgemeiner Zustimmung vorzutragen.
Selbstverständlich entstand nun der Wunsch, eine Rekons-
truktion herzustellen und zu erproben. Das war leichter gesagt
als getan und wäre ohne viel Hilfe von mancherlei Seite nie
zustande gekommen. Kleine Missgeschicke hielten die Fertig-
stellung auf, und so wurde es Januar 1960, bis das erste Exem-
plar im Auditorium maximum der Tübinger Universität endlich
einem großen Publikum vorgeführt werden konnte ( Abb. 7.9 ).
Hammer legte diese spärlichen Unterlagen dem Kongress
vor und referierte kurz über die Umstände des Funds und
seine Bedeutung. Er schloss mit der Bemerkung, wie die Ma-
schine, von der eine kleine Federskizze - eine lange verlorene
Anlage zu einem Brief Schickards an Kepler - ein äußerli-
ches Bild gab, im Inneren konstruiert gewesen sei, und ob sie
überhaupt funktioniert habe, das werde man wohl niemals
erfahren. Die Federskizze zeigen die Abb. 7.7 und 7.8 .
Abb. 7.9 Der Nachbau durch Bruno Baron v. Freytag Löringhoff
Abb. 7.7 Zeichnung von Schickard mit Skizze der Rechenmaschine
 
 
 
 
 
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