Information Technology Reference
In-Depth Information
7
Die ersten Rechenmaschinen
Vermutlich stammt das erste brauchbare Konzept zur Reali-
sierung eines automatischen Zehnerübertrags von Leonardo
da Vinci. Im Codex Madrid und im Codex Atlanticus inden
sich Skizzen und Erläuterungen, die ein Räderwerk beschrei-
ben, welches beim Erreichen einer „9“ das nächste Rad au-
tomatisch um eine Stelle weiterdreht. Von einer damaligen
Realisierung ist jedoch nichts bekannt.
Die Rechenmaschinen von Schickard (1624), Pascal (1640)
und Leibniz (1672) gelten als die ersten digitalen Rechenma-
schinen. Die Grundlage für alle diese Maschinen ist das Dezi-
malsystem, welches Werte mit beliebig festgelegter Genauigkeit
zu beschreiben erlaubt und durch die Stellenschreibweise eine
sehr einfache (stellenweise) Ausführung der vier Grundrechen-
arten ermöglicht. Das war der Grund dafür, dass dieses System
sich gegenüber dem römischen Zahlensystem durchsetzte.
Lange Zeit galt die 1640 von Pascal entwickelte Addier-
und Subtrahiermaschine als die erste funktionsfähige Rechen-
maschine, bis 1958 der Herausgeber des Kepler-Nachlasses,
Dr. Franz Hammer, in einem Brief von Schickard an Kepler
aus dem Jahre 1623 die Beschreibung der Vorstufe einer Vier-
speziesmaschine fand.
Aus dem Jahre 1666 sind ferner die Rechengeräte von Sir
Samuel Morland (1625-1695) bekannt: kleine Taschengeräte,
eines für die Addition, eines für die Multiplikation. Letzterem
liegt das napiersche Rechenstabprinzip zugrunde. Keines be-
saß einen Zehnerübertrag.
Um 1672 entwickelte Leibniz die Idee der Staffelwalzen-
maschine, die aber mit den damaligen technischen Möglich-
keiten noch nicht gebaut werden konnte. Ihre Konstruktion
gelang erst dem Pfarrer Philipp Matthäus Hahn um 1780. Die
erste Serienproduktion von Maschinen dieses Typs begann
durch Thomas 1821 in Frankreich. Weitere bekannte Fabri-
kate sind u. a. Archimedes, Bäuerle und Rheinmetall-Borsig.
Die zweite Gruppe von Rechenmaschinen umfasst die
Sprossenradmaschinen. Erstmalig entwickelt wurden sie von
Polenius in Padua im Jahr 1709. Verbessert wurden sie maß-
geblich durch Roth aus Paris (englisches Patent angemeldet
1843), F.S. Baldwin aus St. Louis (USA-Patent angemeldet
1873) und dem Schweden W.T. Odhner, Petersburg (DRP an-
gemeldet 1878, aber entwickelt bereits 1874). Er veräußerte
seine Rechte an die Firma Grimme, Natalis & Co. Diese ver-
trieb die Maschinen weltweit und sehr erfolgreich unter dem
Nahmen „Brunswiga“. Weitere bekannte Fabrikate sind u. a.
Walther, Thales und Lipsia.
Die dritte Gruppe beruht auf dem Proportionalhebel-Prin-
zip und wurde 1905 von C. Hamann erfunden. Auf diesem
Prinzip beruht die weltbekannte „Mercedes-Euklid“.
Von Hamann stammt auch das Schaltklinken-Prinzip. Es
liegt den unter dem Namen „Hamann-Rechenmaschinen“
vertriebenen und von den Deutschen Telefon- und Kabel-
werken hergestellten Maschinen zugrunde.
Daneben existieren noch Maschinen, die nach dem
„Storchenschnabel“-Prinzip arbeiten und Maschinen, die über
einen eigenen Multiplikationskörper verfügen.
7.1
Der Rechner von Leonardo da Vinci
Das Verdienst, den Übergang von Rechengeräten zu Rechen-
maschinen mit einem automatischen Übertrag zu realisieren,
gebührt einem Zeitgenossen von Napier, Schickard. Die prin-
zipielle Idee hatte jedoch vermutlich schon ein vor Schickard
lebendes Genie, Leonardo da Vinci ( Abb. 7.1 ) .
Abb. 7.1 Leonardo da Vinci
 
 
Search WWH ::




Custom Search