Environmental Engineering Reference
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der Windaktivitäten von GE immer noch die - deutsche, mittelständische - Firma Tacke, die
aus der Konkursmasse von ENRON erworben wurde.
Sehr früh gab es auch Versuche zur Nutzung der Windenergie in China. Bereits in den 1980er-
Jahren betrieb der Germanische Lloyd - heute GL GarradHassan - mit Unterstützung des
BMFT ein Testfeld in der inneren Mongolei (siehe [26] , S. 130 ff.). Deutsche und dänische
Windpioniere machten sich auf den Weg nach Indien, um für die ländliche Elektrifizie-
rung einen Beitrag zu leisten. Durch Programme der deutschen Entwicklungshilfe wurde
die zweiflüglige Anlage der MAN, der Aeroman mit 50 kW Leistung, in viele sich entwickelnde
Länder geliefert (siehe die Darstellung dieser Anfänge in [ 26] ). Doch blieben diese Ansätze
immer punktuell bzw. wurden als Nische angesehen. Relevante Veränderungen bewirkten
sie nicht. Der Durchbruch in China (siehe unten) gelang erst durch eigene Manufaktur und
Zielsetzungen im 5-Jahres-Plan.
Großbritannien war im Bereich von Forschung und Entwicklung ebenfalls ein Pionierland.
Bis in die 1990er-Jahre gab es bei Glasgow ein Testfeld. Kleinere Unternehmen nahmen die
Herstellung und den Vertrieb von Anlagen auf. Hervorzuheben ist dabei die Entwicklung und
Verbreitung einer mobilen Kleinanlage, die z. B. bei Nomadenvölkern in der asiatischen Step-
pe zum Einsatz kam. Die Konzentration auf die Entwicklung des Finanzplatzes London und
der damit einhergehende Trend zur De-Industrialisierung stoppten diese Ansätze. Diverse Po-
litiken zur Stimulierung der heimischen Nutzung onshore scheiterten an ihren stark wettbe-
werblich ausgeprägten Strukturen. Die günstigsten Preise waren in Küstennähe auf den jeweils
höchsten Punkten zu realisieren und diese trafen planerisch auf die intensivsten Widerstände,
speziell der einflussreichen Landbesitzer. Hervorzuheben ist die Rolle britischer Wissenschaft-
ler und Unternehmer bei der Gründung und Entwicklung internationaler Verbände wie der
EWEA.
Einen sehr speziellen Weg in der Windenergieentwicklung ging auch Deutschland. Zunächst
standen F&E-Programme im Vordergrund. Der GROWIAN sollte sozusagen die dänische Ent-
wicklung überholen, ohne sie einzuholen. Dieser Zweiflügler mit 100m Rotordurchmesser
wurde als die weltweit größte Anlage im schleswig-holsteinischen Kaiser-Wilhelm-Koog er-
richtet. Konstruiert wurde sie von Ingenieuren der DLR in Stuttgart: Flugzeugbau und Raum-
fahrt traten in die Entwicklung ein. Dieses sehr kostenaufwendige Experiment scheiterte
wirtschaftlich, brachte aber der Branche zahlreiche wichtige Erkenntnisse für die weitere Ent-
wicklung (siehe ausführlich in [26] ). Es folgte das 100-MW-Programm, mit dem nach Kriterien
wie Typenvielfalt, Standortvielfalt, Betreibervielfalt deutsche Anlagen mit einem Bonus von
zunächst acht Pfennig auf die erzeugte KWh gefördert wurden. Dieses Vorhaben wurde als
F&E-Maßnahme deklariert im Sinne eines Breitentests (um eine Notifizierung bei der EU-
Kommission zu umgehen). Eigentlich diente es jedoch der Verringerung des Vorsprungs der
dänischen gegenüber den deutschen Herstellern, die technologisch ein fortwährendes Up-
Scaling praktizierten und Weltmarktführer waren (auch unter Einbeziehung zahlreicher in
Deutschland gefertigter Komponenten, Experten gingen von ca. 50% Wertschöpfungsanteil
aus, siehe [26] ). Folge dieses Programms war die Aufstellung einer Vielzahl von WKA unter-
schiedlichster Technologie: vomEinflügler bis zumVertikalachsenrotor, von Aufstellungen wie
„Bush and Tree“ bis zu Bürgerwindparks. Zwar wurden in diesem Programm auch Anlagen-
entwicklungen großer Konzerne gefördert, doch bildete sich eine mittelständische Dimension
heraus. Denn während auf der Konzernebene derartige (Nischen-)Programme eher „mitlie-
fen“, gaben diese Anreizsysteme kleineren Unternehmen die entscheidenden Wachstumsim-
pulse. Der Durchbruch für die gesamte Branche kam jedoch mit dem Stromeinspeisegesetz,
 
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