Environmental Engineering Reference
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sammenhang dar. Gutachten stellen die Windverhältnisse und damit die potenziellen Erträge
eines Projekts dar, „due diligence“ bewertet technische Risiken. „Good Governance“ ist schwer
als Bewertungskategorie zu erfassen bzw. wird häufig nicht deutlich genug als Forderung der
Investoren formuliert. Allein ein Abgleich zwischen den Staaten, die über ein Einspeisegesetz-
ähnliches Rechtsinstrument verfügen und den installierten Anlagen, zeigt, welche Bedeutung
die praktische Umsetzung hat (siehe [3] , S. 12). Zwar gibt es im Rahmen von Kreditgewährun-
gen an Staaten Rating-Instrumente, diese gehen aber nicht in die erforderliche Tiefe und Brei-
te, um dem Problem von „Good Governance“ Rechnung tragen zu können. Auch hier besteht
Handlungsbedarf auf der internationalen Ebene.
3. Exkurs: Zur besonderen Bedeutung Dänemarks und Schleswig-Holsteins für die inter-
nationale Entwicklung
Erste politische Zielvorgaben für den Ausbau der Windenergie wurden in Dänemark und
Schleswig-Holstein gemacht und zwar nicht zufällig und nahezu gleichzeitig zu Beginn der
1990er-Jahre (siehe hierzu ausführlich [19, 26, 29] , S. 611 ff., [ 24] , S. 246 ff. sowie in Jahrbuch
Ökologie 1992, S. 352 ff. „Windenergie in Schleswig-Holstein“). Jeweils verbunden mit ei-
ner klaren Strategie, basierend auf den „drei Säulen“ - Energiesparen, Energieeffizienz und
Ausbau der Erneuerbaren - wurden für den Zeitraum bis 2010 jeweils 20 bis 25% Strom-
bedarfsdeckung aus Windkraft durch Kabinettsbeschlüsse als Zielvorgabe formuliert. Kli-
maschutz wie auch eine Ablehnung bzw. der Ausstieg aus der Atomenergie waren tragen-
de gemeinsame Elemente dieser Energiepolitiken, die auch in Gestalt verbindlicher und
durch Erklärungen getragene Vereinbarungen umgesetzt werden sollten. „Atomkraft - Nej
Tak“, dieses dänische Symbol ging um die Welt. Von Kopenhagen aus war schließlich das
schwedische AKW Barsebaek deutlich sichtbar (siehe vertiefend auch [27] ). In Schleswig-
Holstein wurde nach dem baden-württembergischen AKWWyhl Brokdorf zum Symbol der
Anti-AKW-Bewegung (siehe ausführlich [2] ). Die progressive Zielsetzung und Vorgehens-
weise der Regierungen in Kopenhagen und Kiel galt als extrem ehrgeizig, wenn überhaupt
machbar, wurde aber von den jeweiligen Regierungen offensiv politisch vermarktet und
auch gegen Kritiker verteidigt. In ihrer konkreten Umsetzung waren diese Politiken sehr er-
folgreich. In beiden Ländernwurden die Ziele jeweils weit, nämlich sieben bis acht Jahre vor
der avisierten zeitlichen Zielmarke erreicht. Neben dem eindeutig formulierten politischen
Willen war dabei entscheidend, dass es einen klaren regulatorischen Rahmen gab. In bei-
den Ländern gab es Fixpreissysteme. Positiv für Investoren wie auch die örtliche Akzeptanz
wirkte sich eine langfristige planerische Sicherheit aus.
So wurden in Schleswig-Holstein neue Verfahren entwickelt zur Sicherung sogenannter
Vorrangflächen. Die Begrenzung auf 1% der Landesfläche wirkte akzeptanzbildend. Nach-
haltige Finanzierungsbedingungen durch die Einbindung regionaler Kreditinstitute sowie
spezielle Zinsangebote und die Entwicklung von Betreibergemeinschaften in Gestalt von
Bürgerwindparks bewirkten weiteres stetiges Wachstum. Die regionale und lokale Wert-
schöpfung durch Einkommen, Arbeitsplätze und Steuernwurde deutlich sichtbar. Einemit-
telständische Industrie - eine Windwirtschaft - entwickelte sich, auch aus einem Zusam-
menwirken des maritimen Sektors mit der Agrarwirtschaft (zur Gesamtentwicklung sie-
he [26] ). Vorbildlich auch die Datenerhebung: Da die ersten Programme mit öffentlichen
Geldern unterstützt wurden, konnte von den Fördermittelgebern den Betreibern auch auf-
erlegt werden, ihre Betriebsergebnisse zu melden. Eine Arbeitsgemeinschaft lieferte der
 
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