Environmental Engineering Reference
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Anreizsysteme wie z. B. in der Kanadischen Provinz Ontario, die einen bestimmten „local con-
tent“ zwingend einfordern oder wie die Kreditbedingungen der brasilianischen BNSDE, die die
Gewährung ihrer Darlehen an „local content“ bindet, führen zu Beschwerden von Herstellern
bei der WTO bzw. haben bereits zum Aufbau von Überkapazitäten geführt mit betriebswirt-
schaftlich negativen Folgen für Unternehmen der Branche. Hier bedarf es einer internationa-
len Verständigung, um Fehlinvestitionen zum Nachteil der Branche und damit der gesamten
Entwicklung zu vermeiden.
Speziell die herstellende Industrie, d. h. die Windkraftanlagenbauer im engeren Sinne, sehen
sich der regionalwirtschaftlich begründeten Forderung nach Investitionen in Produktionsan-
lagen vor Ort ausgesetzt. Und wenn sogar die Kreditvergabe über staatliche Förderbanken an
entsprechendes Verhalten gekoppelt wird, ist die Eröffnung eines neues Werks nahezu zwin-
gend. Brasilien rühmt sich, inzwischen mehr als sieben Hersteller im Lande zu haben. Das
jährliche, realistisch umsetzbare Marktpotenzial ist kaum größer als 1GW. Hinzu kommt, dass
die international tätigen Unternehmen sehr unterschiedlich organisiert sind.
Tabelle 2.2 Top-Ten-Unternehmen nach BTM Consult
Unternehmen Marktanteil
Vestas
14,8%
Sinovel
11,1%
GE Wind
9,6%
Goldwind
9,5%
Enercon
7,2%
Suzlon Group
6,9%
Dongfang
6,7%
Gamesa
6,6%
Siemens
5,9%
United Power
4,2%
Teils handelt es sich bei den Windfirmen (zu den Marktanteilen siehe Tabelle 2.2) um Abtei-
lungen multinationaler Konzerne - Siemens, GE - teils um langjährig tätige Unternehmen mit
dichter Wertschöpfung - Vestas und Enercon - oder hohem Zukaufsanteil - REpower, jetzt
100% zum Suzlon Konzern gehörend, oder mit staatlichem Hintergrund und hohem Heim-
marktanteil - wie die chinesischen Unternehmen - Sinovel, Goldwind z. B. Auch die Zuliefer-
industrie ist differenziert aufgestellt. Das schnelleWachstumder Branche stellt an diese immer
neue Anforderungen: Neue Länder und klimatische Entwicklungen von Wüstensand bis Eis-
sturm, Onshore- und Offshore-Technologien, große und mittelgroße Anlagentypen müssen
zeitgleich in Angriff genommen werden. Hinreichend Eigenkapital und gute Bonität bei der
Einwerbung von Fremdkapital sind Voraussetzung dafür, dieses Wachstum meistern zu kön-
nen. Der Konsolidierungsprozess ist noch nicht abgeschlossen.
„Good Governance“, d. h. die verlässliche Umsetzung regulatorischer Rahmenbedingungen in
eine gute Verwaltungspraxis ist das politische Fundament für eine stetige Verbreitung in weite-
re Länder. Nicht nur, weil die Energiemärkte - wie oben dargestellt - immer politisch getrieben
waren. Vielmehr ist eine verlässliche Verwaltungskultur der Schlüssel für die Umsetzung von
Investitionen in langfristige Wirtschaftsgüter und deren störungsfreien Betrieb. Die Attraktivi-
tät des Investitionsstandortes hängt davon unmittelbar ab. Die Gewährleistung angemessener
öffentlicher Dienstleistungen stellt einen relevanten Teil der Risikoabwägung in diesem Zu-
 
 
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