Environmental Engineering Reference
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dividuellen Entwicklung: Eine gesicherte Stromversorgung ist damit ebenfalls unverzichtbar.
Oft genug ist vor dem „Digital Divide“ gewarnt worden, oft genug wurde dabei missachtet,
dass der Zugang zu Strom, die Sicherheit eines Stromnetzes dabei einen wesentlichen Ent-
wicklungsschritt darstellen (siehe [21] , S. 3 f.).
Während in Europa „top-down“ neue Kooperationsformen erprobt werden müssen, die USA
bzw. der nordamerikanische Kontinent neben der Verstärkung der Nord-Süd-Achse sich der
Herausforderung der Ost-West-Verbindung stellen muss, gilt es in den sich entwickelnden
Volkswirtschaften aus dezentralen Ansätzen heraus „bottom-up“ zu einer Systemintegration
und Vernetzung zu kommen. Gemeinsam ist beiden Entwicklungen, dass nur ein technisch
anspruchsvoller Netzbetrieb die Versorgungssicherheit herstellt. Europa, speziell Deutsch-
land hat dabei besondere und positive Erfahrungen einzubringen bzw. Beiträge zu leisten. Das
deutsche Stromnetz ist vor demHintergrund des Charakters als Transit- und Industrieland das
mit Abstand weltweit am besten konfigurierte und betriebene. Die Ausfallzeiten betragen ca.
20 Minuten pro Jahr, während die nächsten Länder bereits bei über 4 Stunden liegen und der
volkswirtschaftliche Schaden in den USA nach Schätzungen ca. 150 Mrd. $ beträgt, die durch
Blackouts verursacht werden (siehe auch [25] ).
Die Stromerzeugung wird auch zukünftig einem Wandel unterliegen. Der Strom, der aus der
Steckdose kommt, soll hingegen immer die gleiche Qualität haben und jederzeit zur Verfü-
gung stehen. Darin liegt die Modernisierungsaufgabe für die Stromnetzkonfiguration und den
Betrieb von Stromnetzen begründet.
Das Zeitalter des Verbrennens fossiler Stoffe zur Energiegewinnung ist abgelaufen. Die Vision
eines ewigen nuklearen Brennstoffkreislaufs gibt es nicht mehr. Investoren geht es nach wie
vor umdie Verhinderung von „stranded investments“, speziell in Bezug auf die hohen Kapital-
kosten von Atomkraftwerken, deren Prozesse durch die Nichtinbetriebnahme von Schnellen
Brütern in Deutschland und Frankreich sowie durch die ungelöste Endlagerfrage gefährdet
sind. Wenn der Übergang zu neuen Energieträgern und neuen Wegen der Stromerzeugung er-
folgreich sein soll, ist die Modernisierung der Stromnetze ein wesentlicher Schlüssel.
Daher meine Formel: „No transition without transmission.“ Es gilt:
natürliche Potenziale mit angepassten Technologien bedarfsgerecht zu verbinden,
Á
grenzüberschreitende Versorgungssicherung zu erreichen,
Á
sozial verträgliche Preise zu gestalten,
Á
Preissicherheit und damit wirtschaftliche Stabilität zu erreichen und zwar durch die
Á
Kalkulierbarkeit der Up-Front-Kosten, wie sie die Windenergie ermöglicht, bei
Á
Vermeidung der volatilen Kosten der endlichen fossilen Brennstoffe.
Der Ausbau der Netze ist dabei vergleichbar in seiner strategischen Bedeutung für das 21. Jahr-
hundert mit dem Ausbau der Schienen- und Straßennetze und auch der Telefonnetze im spä-
ten 19. und 20. Jahrhundert. In Bezug auf Letztere wurde bekanntlich auch für lange Zeit ein
transatlantisches Kabel als illusionär angesehen.
Ohne die Vision von Verbindungen und Netzen wäre die Menschheitsgeschichte anders ver-
laufen. Aber warum sollte der Handel mit Strom nicht globalisiert und dieser auf internatio-
nalen Trassen physikalisch transportiert werden? Die Seidenstraße oder die transsibirische Ei-
senbahn mögen als zivilisatorische Referenz dienen.
Fragen der Finanzierung stellen sich ebenso wie die der Organisationsform - staatlich, pri-
vat, gemischtwirtschaftlich. Durch den langfristig gesicherten, weil regulierten (s. u.) „return
Á
 
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