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dem Wirken des Windes über eine längere Strecke wachsen diese Wellen ständig an und wer-
den schneller. Gleichzeitig entstehen weiterhin neue kleine Wellen, die anwachsen und die
vorher entstandenen Wellen überlagern.
Beim „regelmäßigen“ Seegang wird davon ausgegangen, dass dieser nur aus nacheinander fol-
genden Wellen mit ähnlichen Wellenlängen und -höhen besteht. Ursache der Wellen soll hier
nur der Wind sein.
Weht der Wind über eine längere Zeit mit konstanter Geschwindigkeit und Richtung (Streich-
dauer; engl. fetch time) über eine längere Strecke (Streichlänge; engl. fetch length), dominie-
ren im tiefen Wasser Wellen nahezu gleicher Länge, Höhe und Richtung (regelmäßiger See-
gang oder „ausgereifte Windsee“). Das trifft zu für größere Windstärken mit entsprechend lan-
gen und hohen Wellen z. B. im Nordatlantik, Nordpolarmeer sowie Indischen und Pazifischen
Ozean südlich des 40. Breitengrads („Roaring Fourties“). In der Nord- und Ostsee kann sich ein
ausgereifter Seegang nur bei relativ geringen Windstärken bilden.
11.4.2 Unregelmäßiger oder natürlicher Seegang
Zusätzlich zu den durch den Wind angefachten Wellen mit unterschiedlich langen und hohen
Wellen können noch Wellen aus anderen Richtungen hinzukommen, z. B. aus einem entfern-
ten Windsystem. Die so überlagerten Wellen werden als “natürlicher Seegang“ bezeichnet.
Bei der Beschreibung eines Seegangs unterscheidet man
langkämmiger Seegang: Es werden nur harmonische Wellen beliebiger Frequenzen überla-
gert, jedoch mit einer dominierenden Anhäufung benachbarter Längen und Frequenzen.
Sie haben alle nur eine Richtung.
Á
kurzkämmiger Seegang: Hierbei können die Wellen unterschiedliche Richtungen, Längen
und Frequenzen haben, d. h., es kommt noch eine Richtungsverteilungsfunktion hinzu. Die
Frequenzen haben i. A. eine Gauß-Verteilung, die Wellenhöhen eine Rayleigh-Verteilung
(siehe unten).
Der Seegang kann durch ein Fourier-Integral beschrieben werden. Fourier-Integrale sind ana-
log zu den Fourier-Reihen Entwicklungen, bei denen die Entwicklungsfrequenzen nicht mehr
ganzzahlige Vielfache einer Grundfrequenz, sondern kontinuierlich verteilt sind (Vorausset-
zung: das Integral muss endlich sein).
Á
11.4.3 Statistik
Die Verteilung der Parameter, die den natürlichen oder unregelmäßigen Seegang beschreiben,
wie Wellenhöhen, Frequenzen oder Längen, lassen sich nicht mehr durch die o. g. Wellentheo-
rien beschreiben, sondern nur noch mit statistischen Methoden.
Die wichtigsten Methoden dafür sind:
Gauß- oder Normalverteilung: Damit werden z. B. die Wellenfrequenzen des natürlichen
Seegangs beschrieben. Die Häufigkeitsverteilung der Gauß-Verteilung eines Zufallsprozes-
ses lautet ( s = Streuung):
° x 2
2 · s 2
1
f ( x ) =
p
· exp
(11.57a)
s ·
2 · º
 
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