Environmental Engineering Reference
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2.8 Nutzungskonzepte für Werkstoffe
Die Art, wie die Menschheit Werkstoffe bisher genutzt hat, besitzt eine Grundeigenschaft, die
für eine zukünftige, nachhaltigere Werkstoffnutzung sehr nachteilig ist und von der es bislang
nur wenige Ausnahmen gibt. Es ist üblich, einen Werkstoff nach einem ersten Produktleben
nicht auf einer gleichen Wertschöpfungsstufe wiederzuverwenden, sondern wenn überhaupt
meist auf einer geringeren Stufe. Daneben kann der Werkstoff wiederverwertet oder deponiert
werden.
Die Deponierung von Abfall wird oft plakativ in englischer Sprache als „from cradle to grave“,
d. h. wörtlich „von der Wiege bis zum Grab“, bezeichnet. Hierzu zählt auch, biogene Werk-
stoffe, wie z. B. auch Biokunststoffe und biologisch abbaubare petrochemische Kunststoffe,
einer Kompostierung zuzuführen (siehe dazu Kap. 2.4, 2.5 und 2.6), da dabei eine fast voll-
ständige oder vollständige Umwandlung in CO 2 erfolgt und keine stoffliche Nutzung mehr
möglich ist.
Eine weitere Variante ist die thermische Verwertung, also eine Kopplung einer stofflichen
(werkstofflichen) Nutzung mit einer nachgelagerten energetischen Nutzung, was als Kaska-
dennutzung bezeichnet wird. Diese ist vor allem dann vielversprechend, wenn ein ausreichen-
der energetischer Beitrag durch den Werkstoff geliefert werden kann. Möglich ist hier auch der
Einsatz als Ersatzbrennstoff, z. B. in der Zementindustrie, die eine sehr energieintensive Bran-
che ist. Hier kommen auch beispielsweise Altreifen (siehe Kap. 6.1.1 Kautschuk) zum Einsatz.
Denkbar ist auch die Verwendung von Sekundär- bzw. Ersatzbrennstoffen, die zusätzlich auch
einen signifikanten stofflichen Beitrag liefern, z. B. bei der Zementherstellung, die Calcium,
Aluminium und Silizium benötigt. Wenn der Ersatzbrennstoff Verbindungen dieser Elemente
liefern kann (bei Kunststoffen bzw. faserverstärkten Kunststoffen vor allem CaO, Al 2 O 3 , SiO 2 )
kann dieser zumindest teilweise als Sekundärrohstoff betrachtet werden. Entscheidend für eine
sinnvolle energetische Verwertung nach einer stofflichen Nutzung ist aber, dass sich der Ener-
gieinhalt des Werkstoffs im Sinne seines Brennwerts bzw. Heizwerts auf einem für den Prozess
ausreichenden Niveau befindet. Eine Zusammenstellung der Brennwerte verschiedener Bio-
kunststoffe zeigt Bild 51.
 
 
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