Environmental Engineering Reference
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Der biologische Abbau der Kunststoffe ist bei der zertifizierten Kompostierung aber nicht so,
wie die Darstellung in Bild 48 vermuten lässt, ein Prozess, der sich generell in einem haus-
haltsüblichen Schnellkomposter auf der gleichen Zeitskala vollziehen würde. Die in
DIN EN ISO 14855-1 normativ gefasste Kompostierung bezieht sich auf einen Prozess bei
58°C unter aeroben Bedingungen (Sauerstoffeinfluss) wobei als Inokulum (Impfsubstanz) ein
stabilisierter ausgereifter Kompost verwendet wird oder ein expandiertes Tonmineral wie Ver-
miculit. Damit soll ein intensiver aerober Kompostiervorgang simuliert werden, der als indus-
trieller Prozess aufgefasst werden kann.
In der Praxis ist es offensichtlich schwierig, immer solche für einen Kunststoff vergleichsweise
kurzen Zerfallszeiten zu erreichen. Deshalb wollen einige Abfallwirtschaftsverbände die Ver-
wendung von biologisch abbaubaren Biomülltüten unterbinden, da diese sich unter den speziel-
len Randbedingungen bei der Entsorgung kommunaler Abfälle möglicherweise zu langsam
zersetzen und nachgelagerte Prozesse stören (siehe Bild 49).
Bild 49 Die Verwendung biologisch abbaubarer Biomüllbeutel ist teilweise unerwünscht [85]. Mit
freundlicher Genehmigung des Abfallwirtschaftsbetriebs Landkreis Mainz-Bingen.
Unabhängig von der - schwer endgültig zu beantwortenden - Frage, ob im Sinne einer intelli-
genten Kreislaufwirtschaft und einer optimierten Stoffnutzung die Kompostierung eines Kunst-
stoffs oder dessen thermische Verwertung am Ende des stofflichen Lebens ökologisch sinnvol-
ler ist, stellt die biologische Abbaubarkeit bei Kunststoffen trotzdem einen großen Vorteil im
Hinblick auf den Umweltschutz dar. Wären alle Kunststoffe, die in eher kurzlebigen Produkten
mit geringer Wertschöpfung und vergleichsweise geringen mechanischen und anderen Anfor-
derungen wie Verpackungskunststoffe biologisch abbaubar, so wäre der Pazifische Kunst-
stoffmüllstrudel mit Sicherheit deutlich kleiner. Würden darüber hinaus alle kurzlebigen Güter
mit vergleichsweise geringen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Produkte aus voll-
ständig biogenen und biologisch abbaubaren Kunststoffen gefertigt, die ohne problematische
Additive verarbeitbar sind, so wäre auch der Eintrag xenobiotischer - d. h. naturfremder -
 
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