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Ölfördermenge. In der Praxis zeigen die Ökobilanzen der Massenkunststoffe jedoch einen sehr
geringen Anteil erneuerbarer Energie, wie Tabelle 6 zeigt, so dass die oben angestellte Überle-
gung noch eine günstige Grenzbetrachtung ist.
Tabelle 6 Zusammensetzung der Energie- und Stoffbereitstellung für die Herstellung von Polyethylen-
terephthalat [59].
Energieträger
Energieinhalt Polymer
Prozessenergie
Gesamt
MJ/kg
MJ/kg
MJ/kg
Steinkohle
2,5
2,5
Braunkohle
1,4
1,4
Gas
2,2
14,5
16,7
Rohöl
22,8
22,1
44,9
Uran
3,2
3,2
Wasserkraft
0,3
0,3
Biomasse
0,0
0,0
Andere erneuerbare Energieträger
0,5
0,5
Gesamt
25,0
44,4
69,8
Im Hinblick auf die Verwendung von Biokunststoffen ist nun besonders die Frage wichtig, ob
der Vorteil, den die Biokunststoffe auf der stofflichen Seite haben, nicht durch einen Nachteil
auf der energetischen Seite, d. h. einen Mehraufwand bei der Produktion überkompensiert wird
(siehe Bild 40 in Kap. 2.4).
Im Hinblick auf eine nachgelagerte energetische Nutzung sind die Energieinhalte der Polymere
und auch der Aufwand zu ihrer Herstellung von Belang. Weiterhin sind die Quoten der Wieder-
verwertung von Interesse. So wurde das Verbot konventioneller Kunststofftragetaschen in Ita-
lien von einem deutschen Kunststoff-Branchenverband mit der Aussage „Deutschland ist nicht
Italien“ kommentiert [60] was im Hinblick auf die deutlich unterschiedlichen Recyclingquoten
zutreffend ist, die bei 44,8 % in Italien liegen und bei 96,7 % in Deutschland (siehe Bild 38).
Allerdings unterscheiden sich die Anteile der stofflichen Nutzung nicht so deutlich und in
Deutschland dominiert mit 2/3 des Gesamteffektes die energetische Nutzung. Da es sich bei der
energetischen Nutzung von Kunststoffen nach ihrem stofflichen Leben um eine nicht wieder
umkehrbare Umsetzung ehemals fossiler Rohstoffquellen in CO 2 handelt, kann die hohe Recyc-
lingquote in Deutschland nicht als so vorteilhaft angesehen werden, solange sich nicht der An-
teil stofflichen Recyclings erhöht bzw. sich der Anteil von Biokunststoffen erhöht, die bei der
energetischen Nutzung keinen signifikanten CO 2 -Beitrag aus ihren stofflichen Komponenten
liefern (sofern es sich nicht um Blends mit geringen Anteilen biogener Stoffe handelt). Hinzu
kommt, dass die Recyclingquoten in Ländern außerhalb Europas sehr viel niedriger liegen, auch
in China, das im Jahr 2011 ca. 64 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert hat [18].
Der wesentliche Vorteil der Biokunststoffe bzw. biogener Werkstoffe allgemein ist somit zu-
nächst ihre biogene Herkunft und damit die Tatsache, dass keine Kohlenstoffatome in Form
von CO 2 in den Kreislauf gelangen, die nicht einer jährlichen oder zumindest kurzfristigen
Erneuerung unterliegen. Eine thermische Verwertung von Biokunststoffen oder biogenen
Werkstoffen am Ende ihres Produktlebens ist in erster Näherung (unter Ausschluss anderer
problematischer Effekte für die Umwelt wie toxikologische Effekte etc.) so lange vorteilhaft,
 
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