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16.3 Monomere Nutzung: Triglyceride als Basis für Tenside
Tenside sind oberflächenaktive Verbindungen, die die Grenzflächenspannung herabsetzen und
einen hydrophilen, d. h. wasserliebenden, und einen hydrophoben, d. h. wasserabstoßenden,
Molekülteil besitzen und die deshalb als amphiphile Moleküle bezeichnet werden [1], [34]
(siehe auch Kap. 4.1.13). Die Anwendungsfelder von Tensiden in Europa zeigt Tabelle 123.
Tabelle 123 Anwendungen von Tensiden in Europa [19].
Anwendung
Anteil / %
Wasch- und Reinigungsmittel
54
Hilfsmittel bei der Herstellung von Leder, Textilien und Papier
13
Herstellung von Kosmetika und Pharmaka
10
Chemieindustrie
10
Nahrungsmittelherstellung
3
Landwirtschaft
2
andere Anwendungen
8
Es werden vier Gruppen von Tensiden unterschieden: Aniontenside, Kationtenside, nichtioni-
sche Tenside und Amphotenside [1]. In Europa werden ca. 3 Mio. t/a hergestellt, überwiegend
Aniontenside und insbesondere Alkylbenzolsulfonat auf petrochemischer Basis. Tenside aus
biogenen Rohstoffen machen in Deutschland 10-20 % der Produktionsmenge aus [19]. Die
langkettigen Fettsäuren aus dem heimischen Rapsöl und Sonnenblumenöl sind eher ungeeig-
net. Die wichtigsten Pflanzenöle für die Tensidherstellung sind Kokos-, Palm- und Palmkernöl.
Diese besitzen einen hohen Anteil von Fettsäuren mit mittleren Kettenlängen (C12 und C14),
die besonders für die Verwendung als Tensid-Rohstoff geeignet sind. Die hydrophoben Teile
der amphiphilen Moleküle werden zu über 90 % aus diesen Ölen hergestellt, wenn Pflanzenöle
zum Einsatz kommen [19]. Insgesamt werden so in Deutschland 100.000 t/a dieser Öle für die
hydrophoben Molekülteile eingesetzt sowie ca. 12.000 t/a Kohlenhydrate (vor allem Glucose)
für die hydrophilen Molekülteile (zitiert in [35], siehe auch Kap. 4.1.13).
Heimische Pflanzenöle können als Fermentationsrohstoff dienen, um Biotenside wie So-
phorolipide herzustellen (siehe Bild 151 in Kap. 4.1.13). Zur Herstellung der Sophorolipide
können auch Lipid-Reststoffströme aus der Industrie als Substrat für Fermentationen mit Hefen
wie Candida bombicola verwendet werden. Sophorolipide für einfachere Anwendungen kön-
nen z. B. auch auf Basis von Lipid-Substraten erhalten werden, die mit Nickel aus der katalyti-
schen Fetthydrierung verunreinigt sind [36].
Auch bei diesen Materialien entscheidet der Preis über die Anwendung. Allerdings haben sich
in den vergangenen Jahren die Preise für pflanzenölbasierte und petrochemische Rohstoffe zur
Tensid-Produktion angenähert, so dass für die Zukunft mit einem weiteren Wachstum des
Marktes der Biotenside gerechnet wird [19].
 
 
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