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Neben der direkten Flächenkonkurrenz ist die Ökobilanz der Ölerzeugung von großer Bedeu-
tung, wie auch bei allen anderen nachwachsenden Rohstoffen. Hier sei noch einmal die im
Kap. 2.9 diskutierte Problematik der Festlegung der Systemgrenzen bei der Ökobilanzierung
erwähnt. Investitionsgüter werden meist nicht bei der Bilanzierung berücksichtigt sondern als
vorhanden angenommen [29], [30], [31], [32] was u. U. nicht immer tatsächlich zutreffend ist.
Wenn z. B. speziell zur Erzeugung des nachwachsenden Rohstoffs in Infrastruktur wie bei-
spielsweise Traktoren investiert worden ist, liegt ein sachlich anders gelagerter Fall vor, als
wenn die vorhandene Infrastruktur lediglich besser ausgelastet wird.
Für die stoffliche Nutzung ist jedoch immer die Fettsäurezusammensetzung von zentraler Be-
deutung, insbesondere, wenn die Anwendung als Polymer erfolgen soll, da dann der Doppel-
bindungsanteil im Hinblick auf die dreidimensionale Vernetzung der Moleküle über die werk-
stofflichen Eigenschaften entscheidet.
Tabelle 122 Werkstoffprofil Öle und Fette.
Stärken:
Schwächen:
vielfältige Anwendungen
meist Nahrungsmittelkonkurrenz
Monomere Nutzung: Tenside, Schmierstoffe,
Weichmacher
Treibhausgasbilanz nicht immer vorteilhaft
Nutzung als Polymer: Linoleum (Kap. 16.4)
Nutzung als Polymer: Duroplastische Matrix in
Verbundwerkstoffen (Kap. 16.5)
16.2 Monomere Nutzung: Triglyceride als Bioschmierstoffe
Triglyceride besitzen auch in monomerer Form vielversprechende Anwendungsmöglichkeiten,
z. B. als biogene Schmierstoffe und Hydraulikflüssigkeiten. Diese können nach der Rohstoff-
basis eingeteilt werden in synthetische Ester auf Pflanzenölbasis sowie in native Pflanzenöle.
Bei den Schmierstoffen kann man nach Anwendungsbereich in Umlaufschmierstoffe, Verlust-
schmierstoffe und Schmierfette unterteilen [19].
Die Nutzung biogener Schmierstoffe ist ökologisch besonders vorteilhaft, wenn es sich um ein
offenes System und damit um einen Verlustschmierstoff handelt wie das z. B. bei Kettensägen
der Fall ist. In dieser Anwendung kommen seit einiger Zeit Bio-Kettenöle auf Basis von
Pflanzenölen zum Einsatz. Auch die Notwendigkeit, lebensmittelverträgliche Schmierstoffe
einzusetzen, kann ein Argument sein, auf biogene Öle zurückzugreifen. Es sind auch Hoch-
leistungs-Leichtlauföle auf biogener Basis bekannt, die aufgrund guter Schmierwirkung den
Motorverschleiß reduzieren. In Zweitakt-Motoren mit einer kurzen Verweilzeit des Öls im
Motor können native Pflanzenöle wie Sonnenblumenöl mit hohem Ölsäuregehalt zum Einsatz
kommen. Synthetische Ester auf Pflanzenölbasis können als Grundöl für Zwei- und Viertakt-
motoren hergestellt werden [19], [33].
Am Gesamtmarkt an Schmierstoffen von 1 Mio. t/a in Deutschland besitzen Bioöle einen Anteil
von ca. 35.000 t/a. Aus technischer Sicht könnten allerdings 90 % aller Schmierstoffe auf bio-
gener Basis gefertigt werden [33]. Die Bioöle sind in den meisten Anwendungen zu Mineral-
ölen preislich konkurrenzfähig und liegen im Wesentlichen zwischen ca. 100 und 700 €/t [19].
 
 
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