Environmental Engineering Reference
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Biogene Polyamide gehören zu den hochpreisigen Biokunststoffen. Die Preise für Granulate
für die Spritzgießverarbeitung beginnen bei 10,- €/kg. Plattenware, die thermoformbar ist, liegt
bei 25,- €/kg [19]. Da der sehr preiskritische Automobilmarkt durch das Eigenschaftsprofil der
Polyamide ein bevorzugter Anwendungsbereich wäre, ergibt sich damit eine Konstellation, die
einer breiten Markteinführung im Weg steht. Steigende Ölpreise werden den Abstand zwischen
petrochemischen und den biogenen Varianten reduzieren. Zahlreiche bedeutende Hersteller
petrochemischer Polyamide bieten bereits biogene Produkte an.
Bild 304 Entwicklung der Weltproduktion von Rizinussamen [18].
Ökologische Aspekte
Die Gewinnung erfolgt durch Pressen der Samen des Wunderbaums ( Ricinus communis ), der
in tropischen Gebieten als Kulturpflanze angebaut wird und zwar nährstoffreiche Böden
braucht, allerdings auch Dürreperioden übersteht. Eine Nahrungsmittelkonkurrenz ist damit
zumindest grundsätzlich gegeben. Der Ölpresskuchen kann erst nach Erhitzen als Viehfutter
verwendet werden, da darin das hochgiftige Rizin verbleibt, das schon in geringen Mengen zur
Aggregation der roten Blutkörperchen führt [6], [20].
Polyamide werden generell meist in dauerhaften Anwendungen wie z. B. Automobilbauteilen
und weniger in kurzlebigen Artikeln wie Verpackungen angewendet. Verpackungsfolien aus
PA machen weniger als 0,05 % der gesamten recyclierten Abfallmenge aus [14]. Die Recyc-
ling-Gesetzgebung im Automobilbereich [21] trägt dazu bei, dass in diesem Sektor genutztes
PA von anderen Thermoplasten abgetrennt und recycliert werden wird. Allerdings ist die Zahl
der Wiederverwertungs-Zyklen begrenzt, da die Molmasse von PA bei häufigem Wiedererhit-
zen abnimmt und die Eigenschaften schlechter werden [14]. Eine thermische Verwertung sollte
generell erst durchgeführt werden, wenn kein stoffliches Recycling mehr möglich ist. Bei PA
trifft das besonders zu, da die Herstellung wesentlich energieaufwendiger ist als bei den meis-
ten anderen Kunststoffen und das Verhältnis zwischen gespeicherte Energie und zur Herstel-
lung aufgewendeter demnach wesentlich ungünstiger. Für PA6 beträgt die im Polymer gespei-
cherte Energie 38,6 MJ/kg und die benötigte Prozessenergie 81,9 MJ/kg, der Gesamtaufwand
zur Herstellung eines Kilogramms PA6 somit 120,5 MJ/kg (siehe auch Kap. 2.3) [22].
 
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