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Im Gegensatz zu vielen anderen Biokunststoffen, deren Struktur bzw. chemische Zusammen-
setzung sich von der petrochemischer Kunststoffe unterscheidet, sind Polyamide (wie z. B.
auch Polyethylen) strukturell analog zu den etablierten petrochemischen Produkten. Sie basie-
ren teilweise auf völlig identischen Grundbausteinen wie ihre petrochemischen Analoga, teil-
weise werden Grundbausteine verwendet, die die gleichen Funktionalitäten (Säure/Amin) be-
sitzen, jedoch andere Kettenlängen als die zur Herstellung der petrochemischen Polyamide
verwendeten Stoffe.
14.1 Polyamide aus biogenen Dicarbonsäuren und Diaminen
Herstellung / Vorkommen
Die Herstellung biogener bzw. teilweise biogener Polyamide ist nicht neu. Hierzu nutzt man
beispielsweise Sebazinsäure, eine C10-Dicarbonsäure, die man aus Rizinolsäure gewinnen
kann, die in der Frucht des Wunderbaums vorkommt ( Ricinus communis , siehe Bild 296).
Bild 296 Früchte des Wunderbaums Ricinus communis (links, © Peter Forster) und Samen des Wunder-
baums (rechts, © Hans Bernhard).
Bild 297 Rizinusöl, ein Dreifachester des Glycerins (links), der im Wesentlichen Rizinolsäure enthält (ca.
80-85 %) (rechts).
Der Anteil von Rizinolsäure (siehe Bild 297) im Fettsäurespektrum des Rizinusöls beträgt ca.
80-85 % [5]. Andere Hauptfettsäuren sind Ölsäure mit einem Anteil von bis zu 9 % und Linol-
säure mit einem Anteil von bis zu 3 % [6]. Durch Umsetzung mit Natriumhydroxid werden die
Esterbindungen hydrolysiert (verseift) und die Fettsäuren (Rizinolsäure, Ölsäure, Linolsäure
und andere) sowie Glycerin freigesetzt. Durch weitere Behandlung mit Natriumhydroxid bei
 
 
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