Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
Für die Herstellung von 200.000 t Polyethylen sind ca. 328.500 t Ethanol mit einem Volumen
von 425.800 m³ erforderlich. Pro Hektar können in Europa 4080 l Bioethanol aus Zuckerrüben
erzeugt werden (Stand 2007, [15]). Bis 2020 rechnet man durch Ertragssteigerungen mit einem
Wert von 5020 l/ha. In Brasilien werden höhere Flächenerträge erzielt, es finden sich Angaben
von bis zu 7200 l/ha [13]. 2007 wurden in Brasilien auf 7,8 Millionen Hektar Zuckerrohr ange-
baut, entsprechend ca. 3 % der Agrarfläche des Landes. Der brasilianische Kunststoffbedarf
kann mit der verfügbaren Ackerfläche leicht gedeckt werden (siehe Tabelle 1), auch beim
Kraftstoff für den gesamten Verkehr bzw. Transportsektor ist das möglich.
Eine Betrachtung der Produktion von Bioethanol zur Kunststoffherstellung zeigt, dass diese
aus ökologischer Sicht heute noch weitgehend unkritisch ist. In Brasilien befindet sich nach
Aussage des brasilianischen Herstellers von Bio-PE 22 % der weltweiten Landwirtschaftsflä-
che und nur 1 % der brasilianischen Landwirtschaftsfläche wird für die Herstellung von Bio-
ethanol genutzt [13].
Interessant ist, wie die Bilanz aussähe, wenn sich die oben dargestellte Entwicklung fortsetzt,
d. h. wenn weitere große Hersteller die sehr guten Bedingungen (Verfügbarkeit von Flächen,
Flächenerträge) für den Zuckerrohranbau in Brasilien nutzten, um dort auf Basis von Zucker,
Abfällen der Zuckerherstellung oder auch anderen Pflanzen chemische Grundstoffe oder Bio-
kunststoffe erzeugen zu wollen.
Die Bilanz entstehender Treibhausgase (THG) für die Produktion von Ethanol auf Basis von
Zuckerrohr ist nach einer Studie des Department of Transport (Großbritannien) in Brasilien
sehr günstig [16]. Sie zeigt im Vergleich mit anderen Erzeugungsarten für Bioethanol die ge-
ringsten Werte für CO 2 -Emissionen pro MJ freigesetzte Energie (siehe Bild 277). Der Herstel-
ler des Bio-PE in Brasilien gibt eine CO 2 -Bindung von bis zu 2,5 Tonnen pro Tonne Bio-PE an
[13] (Ökoeffizienzanalyse der Espaço Eco Foundation [17]). Die Environmental Product Dec-
laration (EPD) für petrochemisches Polyethylen hoher Dichte (PE-HD) zeigt in der Wirkkate-
gorie GWP (Global Warming Potential) Emissionen von 1,96 kg CO 2 -Äquivalenten pro kg
produziertem petrochemischen PE-HD [18]. Das biogene PE hätte demnach in der CO 2 -Bilanz
einen Vorteil von bis zu 4,5 t CO 2 pro t produziertem Kunststoff.
Ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit der Erzeugung von Biomasse für die stoffliche
oder energetische Nutzung ist die Frage nach indirekten Landnutzungsänderungsfolgen (indi-
rect land use change, ILUC), d. h. Effekte, die daraus resultieren, dass eine nicht landwirt-
schaftlich genutzte Fläche in eine Fläche für den Anbau von Nutzpflanzen umgewandelt wird
[19]. Bezieht man diese Effekte in die Bilanzierung mit ein, ergeben sich für viele Energie-
träger aus Pflanzen gänzlich andere, schlechtere THG-Werte. Für die Verwendung von Bio-
kraftstoffen in der EU gelten für die THG-Einsparung Mindestanforderungen von 35 % und
50 % ab 2017 (siehe Bild 321 in Kap. 16.1) [20]. In der EU dürfen keine Flächen wie Re-
genwälder oder solche mit hohem Kohlenstoffpotential wie Moore oder Feuchtgebiete zur
Biokraftstoff-Erzeugung verwendet werden. Bezüglich des Zuckerrohranbaus in Brasilien
wird diskutiert, dass der Zuckerrohranbau zur Abholzung des Amazonas-Urwalds führt. Die
 
Search WWH ::




Custom Search