Environmental Engineering Reference
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Einem intelligenten Stoffstrommanagement [70], [71], [72], [73], [74] kommt bei der Reststoff-
nutzung eine erhebliche Bedeutung zu, da Transportkosten bei Substraten mit geringer Wert-
schöpfungsstufe und niedrigen Dichten (z. B. Grünschnitt) bei größeren Transportentfernungen
den ökonomischen Effekt dominieren können. Somit ist eine Anwendung von Reststoffen dann
eher wirtschaftlich sinnvoll, wenn sich lokal oder regional integrierte Lösungen schaffen lassen,
die eine Umsetzung von Reststoffen zu Produkten auf einer höheren Wertschöpfungsstufe in
räumlicher Nähe zum Entstehungsort des biogenen Reststoffstroms ermöglichen.
Dass kleinteilige, dezentrale Ansätze in der Praxis auf wirtschaftliche Weise verwirklicht wer-
den können, zeigen bei der energetischen Nutzung von Reststoffen beispielsweise die österrei-
chische Kommune Mureck, die unter einer genossenschaftlichen Struktur eine Biodieselher-
stellung betreibt, die auf Raps aus der Region und regional eingesammeltem Altspeiseöl als
Rohstoffbasis beruht [75]. So werden 10 Millionen Liter Biodiesel pro Jahr erzeugt, die zu
90 % auf Altfett und 10 % auf Raps basieren, demnach eine minimale Nahrungsmittelkonkur-
renz. Zusätzlich wird eine Biogasanlage betrieben, die 85 % des Wärmebedarfs der Kommune
abdeckt. Grundsätzlich vergleichbare Lösungen sind auch für werkstoffliche Ansätze bzw.
Notwendigkeiten vorstellbar, wobei dies nicht so zu verstehen ist, dass der Werkstoffbedarf
einer Kommune autark aus Reststoffen gedeckt werden kann. Allerdings ist es ökologisch
- und oftmals auch ökonomisch - sinnvoll, Reststoffe lokal oder regional werkstofflich zu nut-
zen anstatt sie zu deponieren oder thermisch zu verwerten. Eine thermische Verwertung kann
sich der stofflichen Nutzung immer noch anschließen (Kaskadennutzung, siehe Kap. 2.8).
1.5 Bioraffinerien
Eine Bioraffinerie [76], [77] ist ein biobasiertes Analogon zu einer konventionellen petroche-
mischen Raffinerie, d. h. auf der Grundlage von Biomasse werden Aufschluss- und Konver-
sionsprozesse durchgeführt, die zu einer Vielfalt von chemischen Grundstoffen, Spezialchemi-
kalien und Zwischenprodukten führen. Darüber hinaus kann Energie gewonnen oder es können
biogene Energieträger erzeugt werden (siehe Bild 21).
Analog zu den Bemühungen, durch den Ausbau von erneuerbaren Energien die Nutzung fossi-
ler Ressourcen zu verringern, wird durch den Ansatz der Bioraffinerie die Abhängigkeit von
fossilen Quellen auf der stofflichen Seite vermindert.
 
 
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