Environmental Engineering Reference
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Ökonomische Aspekte
Die Weltproduktion von Glycerin beträgt zwischen 500.000 und 750.000 t/a [1]. Es ist ein sehr
wichtiger C3-Synthesebaustein: Schon 1945 wurden 1.500 verschiedene Anwendungen von
Glycerin dokumentiert [1]. Die Weltproduktion an Biodiesel betrug im Jahr 2011 21,4 Milliar-
den Liter [6] was bei einer Dichte von 0,88 kg/l [7] etwa 18,8 Millionen Tonnen entspricht. Bei
der Herstellung von 1 t Biodiesel entstehen als Koppelprodukt [8] 105,7 kg Glycerin [9], bei
der Weltproduktionsmenge an Biodiesel also 1,99 Millionen t Glycerin bzw. rund 1,58 Milliar-
den Liter - somit eine die heutige Weltproduktion von Glycerin weit übersteigende Menge. In
dem Zusammenhang ist zu bedenken, dass die Verfügbarkeit von Glycerin auf einem deutlich
niedrigeren Preisniveau zahlreiche andere Anwendungen ermöglichen würde und somit die
Nachfrage nach Glycerin mit technischer Reinheit ansteigen würde. Der Preis für technisches
Glycerin ist in der Vergangenheit stark gefallen [10] und liegt zurzeit bei 220-250 €/t [11]. Die
Dimension dieses Stoffstroms und damit die Verfügbarkeit im Markt hängt außerdem stark von
der weiteren Entwicklung des Biodiesel-Marktes ab, der wiederum unmittelbar mit politischen
Rahmenbedingungen in den betroffenen Ländern (vor allem Deutschland, EU, USA) zusam-
menhängt.
Epichlorhydrin, das aus Glycerin zugänglich ist, dient als Basischemikalie für die Herstellung
von Epoxidharzen und wurde 1999 in einer Menge von ca. 700.000 t in USA, Japan und Euro-
pa produziert [12]. Die weltweite Produktionskapazität für Epoxidharze beträgt heute ca.
2,1 Millionen t/a [13].
Ökologische Aspekte
Einerseits ist die Nutzung von Reststoffströmen aus einem Produktionsprozess in einem ande-
ren Herstellverfahren ein vielversprechender Ansatz für die zukünftige Rohstoff- und Energie-
welt. Diese Methodik ist seit langem in hochintegrierten Unternehmen der Chemieindustrie
etabliert. Allerdings ist die Biodieselherstellung keine Umsetzung, die in vielen kleinteiligen,
dezentralen Anlagen durchführbar ist (siehe auch Kap. 16.1). Glycerin entsteht als Stoffstrom
demnach eher zentral. Ein sehr wichtiges Argument ist die direkte Nahrungsmittelkonkurrenz
bei der Biodieselherstellung aus Pflanzenölen. Glycerin entsteht als Koppelprodukt nur bei der
Umesterung von Pflanzenölen und nicht bei der Herstellung von Biodiesel der 2. Generation
(Btl-Kraftstoff, biomass to liquid; FT-Diesel, Fischer-Tropsch-Diesel), das aus Ganzpflanzen
oder besser noch Lignocellulose-Reststoffen von Pflanzen mittels Fischer-Tropsch-Synthese
[14] hergestellt wird [15].
Tabelle 102 Werkstoffprofil Glycerin.
Stärken:
Schwächen:
Reststoffstrom der Biodieselherstellung
biogener Ursprung in Nahrungsmittelkonkurrenz
wichtiger Synthesebaustein
technische Qualität sehr günstig
9.2 1,2-Ethandiol, Ethylenglykol
Aus Bioethanol (siehe dazu Kap. 11, Polyethylen), Sorbit (siehe Kap. 9.6) oder Xylit (siehe
Kap. 9.7) kann Ethylenglykol (1,2-Ethandiol, siehe Bild 267) gewonnen werden, das sowohl
bei der Herstellung von ungesättigten Polyesterharzen (siehe Kap. 8) als auch bei der Herstel-
 
 
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