Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
In einer Studie zur Perspektive der Energie aus Biomasse wurden die Reststoffpotentiale aus
verschiedenen Einzelstudien verglichen (siehe Bild 19).
Bild 19 Energieinhalt von Reststoffen in Deutschland nach Reststofffraktion für das Jahr 2000 [59]. Mit
freundlicher Genehmigung des Sachverständigenrates für Umweltfragen.
Die Mengen sind hier als Energiepotentiale angegeben. Hierzu ist wichtig festzustellen, dass
der Primärenergiebedarf in Deutschland ca. 14.000 PJ/a beträgt (Jahr 2010 [9]), die Reststoffe
somit ein Potential zwischen 3,6 und 6,4 % des Primärenergiebedarfs besitzen. Eine stoffliche
Nutzung der geeigneten Reststoffe wie Holzabfälle könnte einer energetischen Verwertung der
biogenen oder partiell biogenen Werkstoffe vorgelagert werden (Kaskadennutzung, siehe
Kap. 2.8). Es können z. B. Produkte aus Wood Polymer Composites (WPC, siehe Kap. 6.2.4)
mit bis zu 80 % Holzfaseranteil nach ihrem werkstofflichen Leben einer thermischen Verwer-
tung zugeführt werden, wenn kein stoffliches Recycling mehr möglich ist.
Es gibt auch Beispiele für die Nutzung von Reststoffen in Anwendungen, die auf einer hohen
Wertschöpfungsstufe stehen, wenn ein intelligenter Einsatz des Reststoffs gefunden werden
kann. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung von Abfällen der Olivenölherstellung bzw. von Oli-
venblättern für eine neue Variante der vegetabilen Gerbung (siehe Kap. 3.1.1 Leder).
Das Ziel einer möglichst ganzheitlichen Nutzung der zur Verfügung stehenden biogenen Stoff-
ströme wird in der Bioraffinerie verfolgt, deren Prinzip im Vergleich zur petrochemischen
Raffinerie im folgenden Kap. 1.5 vorgestellt wird.
Schließlich ist im Zusammenhang mit der Reststoffnutzung auch die Kostensituation bei der
Herstellung biogener Werkstoffe, speziell bei Biokunststoffen, zu nennen. Beispielsweise ma-
chen bei der Herstellung von Polymilchsäure (PLA, siehe Kap. 7.1) aus fermentativ gewonne-
ner Milchsäure die Substratkosten 50 % der Produktkosten aus [60], unter anderem weil durch
die aerobe Atmung die Kohlenstoff-Konversionsrate nur 50 % beträgt. Die Umstellung auf
 
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