Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
Bild 232 Wald-Hinweisschild (links) und Damenschuh (rechts) mit Absatz aus Werkstoffen auf Lignin-
basis. Mit freundlicher Genehmigung der Tecnaro GmbH [76].
Auch die Verwendung von Lignin in der Elektronikindustrie wurde untersucht. So wurden
Mischungen von Lignin und Epoxidharzen als Matrixmaterial für Leiterplatten getestet. Bis zu
einem Ligninanteil von 50 % konnten die meisten mechanischen und elektrischen Anforderun-
gen der Standard-Leiterplatten erfüllt werden. Mit noch höheren Ligninanteilen konnten Lei-
terplatten niedrigerer Leistungsklassen hergestellt werden. Für die Herstellung konnten die
gleichen Produktionsmaschinen wie bei den etablierten ausschließlich petrochemisch basierten
Bindemitteln verwendet werden [77]. Für die gleiche Anwendung wurde auch Lignin mit Hanf
und Baumwollfaserverstärkung getestet [78]. Es wurden erforderliche thermische, mechani-
sche, chemische Anforderungen erfüllt und die Kostengleichheit der Lignin-basierten Leiter-
platten gezeigt.
Weitere Anwendungen sind als Bindemittel für die Futtermittelpelletierung, als Hilfsgerbstoff,
als Kleber für Linoleum (siehe Kap. 16.4), als Additiv in Bleiakkumulatoren (aufgrund guter
Ionenleitfähigkeit bei gleichzeitiger Säure- und Wärmestabilität [2]) und als Dispergiermittel
aufgrund der Grenzflächenaktivität. Die Anwendung als Dispersionsstabilisator, z. B. von
Betonmischungen, macht 50 % der weltweit genutzten Menge an Lignosulfonaten aus [61].
Ökonomische Aspekte
Überwiegend wird das Lignin aus der Papierherstellung der thermischen Verwertung zuge-
führt. Man schätzt, dass lediglich 2 % des anfallenden Lignins zu anderen als energetischen
Zwecken genutzt wird [79]. Da die Menge des Lignins, das als Reststoff der Papierherstellung
anfällt, auf ca. 50 Millionen Jahrestonnen geschätzt wird [62], sind erhebliche Mengen für die
stoffliche Nutzung verfügbar. Eine energetische Nutzung kann am stofflichen Lebensende der
Produkte erfolgen (Kaskadennutzung, siehe Kap. 2.8).
Lignosulfonate in pulverförmiger Form kosten zwischen 0,38 und 0,48 €/kg und sind damit
vergleichsweise günstige Bindemittel [62].
Die Produktionskapazität für die beschriebenen Lignin-basierten Biokunststoffe wird mit
10.000 t/a angegeben.
 
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