Environmental Engineering Reference
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Die Gewinnung erfolgt durch Anschnitt der Rinde, dem sogenannten „tapping“ (siehe
Bild 210). Dadurch können in 2-5 h ca. 50 cm³ Latex erhalten werden [5] (andere Quellen
sprechen von 100 g, siehe Ökonomische Aspekte ). Der Latex ist eine kolloidale Dispersion des
1,4-cis-Polyisoprens in wässriger Phase, die Serum genannt wird. Im Latex sind ca. 30-38 %
Feststoffanteil, die ca. 15 g 1,4-cis-Polyisopren entsprechen. Neben dem gewünschten 1,4-cis-
Polyisopren sind im Latex je 1 % Proteine, Lipide und Kohlenhydrate enthalten [6]. Im Serum
sind kleine Mengen an Mineralsalzen, Phenolen, Enzymen und Karotinen enthalten. Das Zap-
fen kann jeden zweiten bis vierten Tag wiederholt werden bis die Bäume 20-25 Jahre alt sind
und wegen sinkender Erträge ersetzt werden müssen [2], [6].
Die Aufarbeitung des gezapften Latex ist sehr variantenreich und kann je nach gewünschtem
Anwendungsbereich des Materials entsprechend gesteuert werden. Zwei Grundvarianten ent-
stehen schon unmittelbar bei der Zapfung. Wird der Latex vom Zapfer mit Ammoniak versetzt
tritt keine spontane Koagulation ein, der Latex ist vor Bakterien geschützt und kann längere
Zeit transportiert werden. Eine andere Variante ist, die Zapfbecher bis zum nächsten Tag am
Baum zu belassen, so dass ein sogenanntes Feldkoagulat erhalten wird. Bei dieser Vorgehens-
weise werden die im Latex enthaltenen Proteine, Kohlenhydrate und Lipide schon durch Bak-
terien zersetzt. Die entstehenden Spaltstoffe wie Fettsäuren führen zur Autokoagulation bzw.
bei der späteren Vulkanisation zu einem schnelleren Prozessablauf. Aus Proteinen wie Lecithin
entstehen Cholinbasen, die als Beschleuniger fungieren. Die aus den Feldkoagulaten hergestell-
ten Kautschuke vulkanisieren demnach schneller, sind preiswerter und führen zu geringerer
innerer Erwärmung - sie sind daher besonders gute Reifenkautschuke [6].
Der im Feld zunächst stabilisierte Kautschuk wird filtriert, verdünnt und durch Säurezugabe
koaguliert. Durch die künstliche Säurezugabe werden Proteine ausgefällt, die dadurch im Kaut-
schuk verbleiben. Außerdem wird das Enzym Phospholipase D aktiviert, das Lipide teilweise
zersetzt, so dass diese beim Waschvorgang entfernt werden. Auf diesem Weg wird ein protein-
reicher Kautschuk erhalten, der langsam vulkanisiert und durch den hohen Proteingehalt ein
schlechteres dynamisches Verhalten aufweist als der Feldkoagulat-Kautschuk. Allerdings ist
dieser Kautschuk reiner, hat einen besseren Geruch und ist teurer [6].
Bild 211 Latex wird zu Bahnen ausgewalzt und getrocknet - bei kleinen Erzeugern auch auf Trockenge-
stellen im Freien. Mit freundlicher Genehmigung von Christiane Obst.
 
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