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einer Menge von 50.000 t/a anfällt. Kork, der als Flaschenverschluss eingesetzt wurde, wird
aus qualitativen Gründen nicht in dieser Anwendung wiederverwertet. Presskorken, die aus
kleineren Korkstücken zusammengefügt sind, werden heute also nicht aus gebrauchten Fla-
schenkorken hergestellt. Für Presskorken wurden allerdings in der Vergangenheit Polyurethane
(PUR) als Bindemittel eingesetzt [38]. In der Anwendung als Flaschenverschluss ist Kork den
alternativen Materialien Kunststoff (petrochemisch) und Aluminium im Hinblick auf die CO 2 -
Bilanz (PCF) überlegen, wie eine Studie gezeigt hat [43]. Kunststoff-Flaschenverschlüsse
führen zu einem 10-fach höheren CO 2 -Ausstoß und Aluminium-Flaschenverschlüsse zu einem
26-fach höheren CO 2 -Ausstoß als Kork-Verschlüsse.
Für Flaschenkorken existieren darüber hinaus eine Reihe interessanter Recycling-Anwendungen
wie z. B. Dämmmaterialien für die Bauindustrie, Fußbodenbeläge, Dichtungen und Unterset-
zer. Die meisten dieser Anwendungen befinden sich auf einer niedrigeren Wertschöpfungsstufe
als die primäre Anwendung als Flaschenverschluss („Recycling“ ist meist „Downcycling“).
Allerdings kann der Wertschöpfungsverlust hier als gering angesehen werden, insbesondere
dann, wenn Kork z. B. als Dämmmaterial im Bauwesen petrochemische Dämmstoffe (z. B. aus
Polystyrol) ersetzen kann und zu einer sehr langfristigen Bindung von CO 2 im Gebäude führt.
In vielen Ländern gibt es Recycling-Initiativen, um Kork zu sammeln und wieder dem Stoff-
kreislauf zuzuführen, allerdings keine systematischen Ansätze.
Tabelle 75 Werkstoffprofil Kork.
Stärken:
Schwächen:
vollständig biogen
begrenzte Produktionsmenge
äußerst vielseitiges Eigenschaftsprofil, vielseitig einsetzbar
Wiederverwertungsquote steigerbar.
Keine systematische Sammlung
sehr gut wiederverwertbar
5.2.1 Cork Polymer Composite (CPC)
In Analogie zu Wood Polymer Composites (siehe Kap. 6.2.4) ist es ebenfalls möglich, Kork-
stücke oder -pulver, z. B. aus Produktionsabfällen oder dem Recycling, mit petrochemischen
Bindemitteln wie PE oder PP zu vermischen und flächenförmige Korkplatten zu extrudieren,
sogenannte Cork Polymer Composites (CPC). Hierbei können Halbzeuge mit bis zu 50 %
Korkpulver z. B. auch durch Pultrusion hergestellt und durch ein Heißpressverfahren zu
Formteilen umgeformt werden [44]. Auch duroplastische Bindemittel sind vorstellbar (siehe
Kap. 16.4 Linoleum).
5.3 Schellack
Herstellung / Vorkommen
Schellack (abgeleitet vom Hindhi-Wort Lakh = 100.000 [5]) ist - wie Kautschuk - eines der
wenigen Stoffbeispiele, die sich einer strengen Einteilung in die Grundstruktur A) Biopolymere
aus der Natur und B) Biopolymere aus biogenen Monomeren entziehen. Hier stellt die Natur
(in diesem Fall die Stocklaus Tacchardia lacca [45]) bereits einen Stoff zur Verfügung, der im
Mittel nicht als Monomer vorliegt, sondern zumindest zu einem geringen Grad vorpolymeri-
siert ist. Schellack wird dann aber von Menschenhand im Verarbeitungsprozess weiteren Po-
lymerisationsreaktionen unterzogen.
 
 
 
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