Environmental Engineering Reference
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Bild 139 Die Reserveradmuldenabdeckung des Mercedes A-Klasse Coupé (Baureihe 168) wurde aus
Abaca-Faser-verstärktem Polypropylen im Spritzgießprozess gefertigt [111]. Mit freundlicher Genehmi-
gung der Daimler AG.
Spritzgießfähige kurzfaserverstärkte thermoplastische Compounds wurden auch erfolgreich
prototypisch eingesetzt, um komplexe und großformatige Automobilinnenraum-Bauteile zu
fertigen wie z. B. Instrumententafelträger.
Duroplastische Systeme können auf die Naturfaser-Vliese oder -Gewebe aufgesprüht werden
oder die Fasermatten durchlaufen Bäder (vergl. Prepreg-Technologie [101]), in denen sie mit
der Harzmatrix beaufschlagt werden. Hier können z. B. niedrigviskose Acrylatsysteme ver-
wendet werden, die einen Naturfasergehalt in den Halbzeugen und Formteilen von bis 80 %
ermöglichen [114]. Auch hier ist eine wichtige Motivation für die Anwendung in der Automo-
bilindustrie der Leichtbau und die Notwendigkeit, Quoten der Wiederverwendung und Wie-
derverwertung von insgesamt 95 % bei Altfahrzeugen zu erreichen [115], die die EU-Richtlinie
2000/53/EG [116] ab dem Baujahr 2015 vorschreibt. Solche flächigen Halbzeuge können eben-
falls in einem Formpressprozess bzw. Fließpressprozess zu Türinnenverkleidungen verarbeitet
werden, tragen zur Gewichtseinsparung des Fahrzeugs bei und können insbesondere in Innen-
raumbauteilen von Großserienfahrzeugen zum Einsatz kommen [114].
Duroplastische Halbzeuge in SMC-Technologie (Sheet Moulding Compounds) [101], [117]
können mit Naturfaser-Vliesen bzw. -Geweben und petrochemischen Matrices hergestellt wer-
den. Allerdings konnten sich solche Produkte noch nicht in der Breite im Markt durchsetzen
und sind bisher in Kleinserien-Produkten umgesetzt (siehe Bild 140). Wie im Kap. 16.5 darge-
stellt, können Naturfaser-Halbzeuge mit biogenen Harzmatrices auf Basis epoxidierter Pflan-
zenöle zu SMC verarbeitet werden. Diese wurden erfolgreich als Prototypen nach den Prüfver-
fahren verschiedener Automobilhersteller (OEM, Original Equipment Manufacturer) getestet
[118] und wiesen sehr niedrige Emissionswerte (VOC) auf [119].
 
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