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Herstellung / Vorkommen
Abgesehen von den obengenannten sind Fasern, die für die stoffliche Nutzung nachwachsender
Rohstoffe besonders relevant sind, die Bastfasern Flachs und Hanf (heimische Fasern, d. h.
solche, die in Mitteleuropa bzw. Deutschland wachsen) sowie Kenaf, Jute und Ramie. Außer-
dem sind die Blattfasern Sisal und Abaca von Bedeutung sowie Baumwolle und schließlich
Holzfasern (als Bestandteil von Papier (Kap. 4.1.1) und in verschiedenen Verbundwerkstoffen
wie WPC (siehe Kap. 6.2.4).
Die Gewinnung der wichtigsten Naturfaser Baumwolle erfolgt überwiegend durch Ernte von
Hand. Maschinelle Ernte erfolgt in Australien, Brasilien, Griechenland, Israel, Spanien und den
USA. Die Entscheidung für die Art der Ernte erfolgt in Abhängigkeit verfügbarer Arbeitskräfte
und der Lohnsituation. Die Qualität der handgeernteten Baumwolle ist besser als die der ma-
schinell geernteten [37]. Zu Anbau und Ernte weiterer wichtiger Naturfasern wie Flachs, Hanf,
Jute, Abaca, Sisal und Kokosnussfaser siehe [85]. Die Herstellung von Fasern bzw. Geweben
für die Anwendung in Form von Bekleidung erfolgt in Form klassischer Spinnerei- und Webe-
reitechnik [61], [63].
Neben der Herstellung von Garnen, Geweben und Gewirken ist für die Herstellung von Natur-
faser-Verbundwerkstoffen vor allem die Nutzung von sogenannten „nonwovens“ von Bedeu-
tung, die im Gegensatz zu Garnen, Geweben und Gewirken aus individuellen Fasern bestehen.
Diese können mit Hilfe verschiedener Verfahren miteinander verbunden werden.
In der Vergangenheit wurde zur Einteilung dieser Materialien bzw. Verfahren unterschieden in
solche, die durch Vernadeln, Druck, Feuchtigkeit, Wärmebehandlung oder auch durch die
Einwirkung eines Wasserstrahls zu mechanischen Wechselwirkungen der Fasern führen, je-
doch keine Bindemittel oder Fremdfasern nutzen [86], [87], [88]. Auch Kombinationen der
o. g. Maßnahmen waren im Sinne dieser Einteilung möglich. Die lediglich durch mechanische
Wechselwirkung gebundenen flächigen Naturfaser-Halbzeuge wurden als Filze bezeichnet. Als
Vliese wurden im Gegensatz zu Filzen solche sogenannte „nonwovens“ bezeichnet, die entwe-
der durch Bindemittel oder durch eine Bindefaser, d. h. eine andere Faserart wie z. B. syntheti-
sche Fasern, gebunden wurden [88]. Inzwischen spezifiziert die Norm DIN EN ISO 9092 [89]
jedoch Vliesstoffe als „ Strukturen textilen Materials, wie Faserstrukturen, Endlosfilamente
oder Kurzfasergarne unabhängig von ihrer Eigenschaft oder Herkunft, die durch irgendein
Verfahren zu einem Flächengebilde geformt wurden und durch irgendein Verfahren verbunden
wurden, ausgenommen die Verflechtung von Garnen wie in gewobenen Gewebe, geknüpftem
Gewebe, Maschenware, Spitze oder getuftetem Gewebe “. Demnach ist auch ein Nadelfilz ein
Vliesstoff. Der Begriff Nadelfilz besitzt aber in der Praxis weiterhin Bedeutung.
Zur Herstellung von Nadelfilzen werden die angelieferten Naturfaser-Ballen zunächst einem
Ballenöffner und ggf. einem Lin-Öffner zugeführt. Danach werden die gewünschten Faserarten
in einer Mischkammer miteinander vermischt und in der Filzanlage sowie mit Walzen kompak-
tiert und danach vernadelt. Beim Vernadeln werden die zweidimensional angeordneten Fasern
in der dritten Dimension mechanisch miteinander verbunden, um zu einem handhabbaren flä-
chenförmigen Faserhalbzeug zu gelangen (siehe Bild 130) [61], [63], [90]. Schließlich werden
die Nadelfilze bzw. Vliese abgestapelt, d. h. auf die gewünschte Länge geschnitten oder aufge-
rollt, ggf. gestanzt und einer Weiterverarbeitung zugeführt. Im Abschnitt Anwendungen sind
Beispiele für Produkte mit Naturfaser-Vliesen, -Filzen, -Geweben und solche aus Naturfaser-
Faserbündeln („Rovings“) mit thermoplastischen und duroplastischen Matrices dargestellt.
 
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