Environmental Engineering Reference
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wird aber auch - gerade in Deutschland - sehr kontrovers diskutiert (siehe Kap. 4.4 Stärke und
Stärkeblends).
Da die Qualität der Böden in den Baumwollanbaugebieten kontinuierlich abnimmt, ist es frag-
lich, ob der Anbau mit den inzwischen erreichten Erträgen langfristig fortgeführt werden kann.
Baumwolle aus sogenanntem organischem Anbau („organic cotton“) [37] wird schon seit Jahr-
zehnten von einigen Bekleidungsherstellern verwendet. Ziel ist, eine Baumwollproduktion zu
etablieren, die einen möglichst geringen Einfluss auf die Umwelt hat. Dazu werden natürliche
Düngemittel wie Gülle verwendet, es kommen keine toxischen und persistenten Insektizide
oder künstliche Düngemittel zum Einsatz. Die Produktion organischer Baumwolle betrug ca.
241.000 t im Jahr 2008 und hat einen Anteil von 1,1 % an der globalen Baumwollproduktion
[38]. Baumwolle wird auch in kontrolliert biologischem Anbau (kbA) hergestellt, der durch
eine unabhängige Zertifizierungsstelle einmal jährlich kontrolliert wird [39].
Tabelle 37 Werkstoffprofil Cellulose.
Stärken:
Schwächen:
häufigstes Biopolymer, Nutzung als biogener Roh-
stoff noch stark steigerbar
Baumwoll-Anbau oft ökologisch kritisch (Insekti-
zide, Herbizide)
Rohstoffbasis für zahlreiche Anwendungen
Produktionsmenge Baumwolle nicht beliebig stei-
gerbar
Baumwolle: Vollständig biogene Faser
4.1.1 Papier
Papier, benannt nach der Papyrus-Staude ( Cyperus papyrus ) [2], ist einer der ältesten Werk-
stoffe und gehört mit den biotechnologisch hergestellten Lebens- und Genussmitteln Brot,
Bier, Wein und Käse sowie fettgegerbtem Leder (Kap. 3.1.1) und Wolle (Kap. 3.6) zu den
ältesten Produkten der Menschheit. Schon zwischen 3.000 und 4.000 Jahre vor Beginn unserer
Zeitrechnung wurde in Ägypten das entrindete und in Streifen geschnittene Mark von Papyrus
benutzt und wahrscheinlich im 4. bis 5. Jahrhundert von Pergament, also ungegerbten Tierhäu-
ten verdrängt [2]. Der chinesische Hofbeamte Ts'ai Lun entwickelte im Jahr 105 unserer Zeit-
rechnung das Prinzip der heutigen Papierherstellung, das sich erst im 14. Jahrhundert in Europa
ausbreitete [40]. In Deutschland begann die Papierherstellung, deren Rohstoffe damals aus-
schließlich Lumpen und Abfälle der Tuchherstellung waren, im Jahr 1390 bei Nürnberg. Insbe-
sondere wurden die Fasern von Hanf, Jute, Leinen und Baumwolle genutzt („Hadern“), die mit
Siebkästen aus einer Fasersuspension geschöpft und anschließend getrocknet wurden. Die
heutige Papierherstellung auf Basis von Cellulosefasern, die aus Holz gewonnen werden, wur-
de erst durch eine Reihe von Erfindungen von Maschinen zwischen 1670 und 1844 sowie der
Entwicklung des Sulfat- und Sulfitverfahrens zur eigentlichen Zellstoffherstellung ermöglicht
[2]. Die Norm DIN 6730 definiert Papier mit Flächengewichten bis 225 g/m² und spricht von
Pappe bei Flächengewichten über 225 g/m² [41].
 
 
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