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Monaten wieder problemlos laufen; nach vier Monaten war kein Unterschied im Bewegungs-
ablauf zwischen beiden Hinterbeinen erkennbar [131], [132].
Auch für die Herstellung künstlicher Haut wird Spinnenseide untersucht. Dazu wurde eine
Seidenspinne ( Nephila ) fixiert (siehe Bild 98), der Haltefaden auf einen Spannrahmen gewi-
ckelt (siehe Bild 99) und mit Fibroblasten besiedelt. In einer Weiterentwicklung wurde der
zweischichtige Aufbau der Haut mit Oberhaut und Lederhaut durch einen zweilagigen Ansatz
mit geordneten Fäden zur Ausbildung der Oberhaut und geknäulten Fäden zur Ausbildung der
Lederhaut nachgebildet. Nach 35 Tagen waren beide Schichten so besiedelt, dass sich eine
zweischichtige Hautstruktur nachweisen ließ [133].
Bild 99 Spannrahmen in der Dimension 1,5 x 1,5 cm und aufgewickelte Spinnenseide mit einer Ma-
schenweite von 10-100 µm. Der schwarze Balken im Bild rechts entspricht 100 µm [133]. Mit freundli-
cher Genehmigung des Labors für Regenerationsbiologie in der Plastischen Chirurgie, Medizinische
Hochschule Hannover.
Auch die Verdrillung von zwei oder drei Bündeln von jeweils 10-15 Fäden der Nephila zu
einem biokompatiblen chirurgischen Nahtmaterial ist im Versuchsstadium gelungen. Das Ma-
terial hat die zweieinhalbfache Reißfestigkeit wie Nylon® und die eineinhalbfache Dehnbar-
keit, so dass Spannungen bei der Wundheilung ausgeglichen werden können [134].
Die Gewinnung rekombinanter Spinnenseiden wäre interessant für die Nutzung in Zellkultu-
ren, ein Markt, der in den USA auf rund 725 Millionen $ geschätzt wird ([135] zitiert in [113])
sowie für die dargestellten Ansätze in der regenerativen Medizin.
Ökonomische Aspekte
Im Jahr 2010 betrug die Weltproduktion an Seidenraupenkokons ca. 486.000 t/a mit einem
Wert von ca. 1,5 Milliarden US-$ [36] (siehe Bild 100). Mehr als 50 % der Produktion stammt
aus China. 1998 entfielen ca. 10-15 % der gesamten Seidenproduktion auf Wildseide, der Rest
entstammt der Produktion mit Maulbeer-Seidenspinnern [103]. Neben China mit 291.000 t/a
sind weitere wichtige Produktionsländer Indien mit 151.000 t/a und Usbekistan mit 25.500 t/a.
In China wird die Anzahl der Arbeitsplätze, die mit der Seidenproduktion verbunden sind, auf
100 Millionen geschätzt. Der Preis für 1 kg chinesische Rohseide betrug 1998 20 $, heute sind
es gut 30 $/kg [36].
 
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