Environmental Engineering Reference
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Schafwolle enthält nach der Schur (Durchschnittswerte in Klammern) 40-60 % (46 %) reine
Wolle, 10-25 % (16 %) Wollfett, 2-12 % (6 %) Wollschweiß, 6-44 % (20 %) Erde und Pflan-
zenreste und im Mittel 12 % Wasser (zitiert in [102]). Da bei der Aufreinigung somit Stoffe
verschiedener chemischer Natur entfernt werden müssen, wurden unterschiedliche Methoden
z. B. mit organischen Lösungsmitteln wie Hexan, Isopropanol und Trichlorethylen sowie Was-
ser und Wasser/Alkohol-Mischungen angewendet. Überwiegend wird Wolle heute jedoch
mittels eines Emulsions-Prozesses aufgereinigt, wobei pro kg Wolle 6 bis 20 l Abwasser ent-
stehen. Die Wollherstellung ist demnach, ebenso wie die Lederherstellung, ein Produktions-
prozess mit vergleichsweise hohem Wasserverbrauch (siehe Ökologische Aspekte ). Die Ge-
winnung von Wollwachs aus dem Waschwasser ist ökonomisch sinnvoll und wird
durchgeführt [99].
Um den Reinigungsprozess zu verbessern, muss die Wolle mechanisch beaufschlagt werden.
Dies führt aber zu einem höheren Anteil von Kurzfasern und demnach zum Verfilzen in nach-
gelagerten Prozessschritten. Durch die Einführung von Siebtrommel-Prozessen konnte dieses
Problem gelöst werden.
Das Verfilzen kann aber auch gewünscht sein, zur Herstellung von Filzen oder der Herstellung
von Kleidung mit entsprechender Optik. Man bewegt dazu die Wolle in kochendem Wasser
und kann sie durch Walken zu einem Filz verarbeiten.
Bei der mechanischen Weiterverarbeitung wird zunächst je nach Länge und Kräuselung der
Fasern entweder Kammgarn mit einer Länge von 170-550 mm oder Streichgarn mit einer
Länge von 36-250 mm hergestellt. Bezüglich der weiteren Verarbeitung mittels etablierter
textiltechnischer Prozesse soll hier auf weiterführende Literatur verwiesen werden [99], [102].
Bemerkenswert ist die Vielzahl an chemischen Nachbehandlungsschritten, die zur Anwendung
kommen müssen oder können. Mittels Carbonisierung durch die Anwendung von Schwefel-
säure und Wärme werden Pflanzenreste entfernt. Eine Antifilzausrüstung verbessert die
Waschbarkeit durch eine chemische Behandlung der Fasern. Hier wird z. B. eine leichte Chlo-
rierung und Behandlung mit Polyamid-Epichlorhydrin-Harz angewendet („Super Wash“).
Gegebenenfalls kann die Wolle gebleicht, gefärbt oder bedruckt werden. Das sogenannte „Set-
ting“ stabilisiert das Wollgewebe und wird vor dem Färben angewendet. Verschiedene Nach-
behandlungen („Finishing“) zur Schrumpfreduktion, zur Verhinderung von Mottenbefall, zur
Verbesserung der Lichtechtheit, Hydrophobierung und eine flammfeste Ausrüstung der Wolle
sind möglich [99], [102].
Struktur / Eigenschaften
Keratine besitzen eine chemische Zusammensetzung, die im Wesentlichen mit anderen Pro-
teinen deckungsgleich ist. Wasserfreie Wolle besteht typischerweise aus 50,5 % Kohlenstoff,
6,8 % Wasserstoff, 22,0 % Sauerstoff, 16,5 % Stickstoff, 3,7 % Schwefel und 0,5 % Asche
[99]. Lediglich der Schwefelgehalt, der zwischen 2,5-6 % liegen kann, ist deutlich höher als bei
anderen Proteinen, da Keratine höhere Anteile von Cystein besitzen (siehe Tabelle 26) [7], [99].
Die Molmasse von
-Keratinen liegt zwischen 40.000 und 70.000 g/mol [1], für die β-Keratine
wird hier oft das strukturell verwandte Seidenfibroin (siehe Kap. 3.7) zum Vergleich herange-
zogen, das eine Molmasse von 370.000 g/mol besitzt [103] allerdings kein Keratin ist.
α
 
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