Environmental Engineering Reference
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Bild 81 Im Jahr 1941 stellte Henry Ford das Sojakunststoff-Automobil vor, das ausschließlich mit Au-
ßenhautteilen aus Sojakunststoff ausgestattet war. Mit freundlicher Genehmigung: From the collections of
The Henry Ford (THF 22289).
Heute werden weniger als 0,5 % des Sojaproteins für industrielle Anwendungen genutzt, wobei
die Hauptanwendung in Papierbeschichtungen besteht [67]. Hier macht man sich die Kleber-
wirkung des Sojaproteins zu Nutze, um Füllstoffe bzw. Pigmente zu binden, die dem Papier
eine glänzende und weiße Oberfläche verleihen. Alle wesentlichen Kunststoffverarbeitungsver-
fahren (Spritzgießen, Fließpressen, Folienextrusion, Blasfolien-Verfahren, etc.) wurden mit
Biokunststoffen auf Basis von Sojaprotein getestet. Weichmacher sind notwendig, um die
Sprödigkeit reiner Sojaprotein-Formulierungen zu verringern, auch der Wassergehalt spielt
dabei eine große Rolle (siehe Bild 79).
Bindemittel für Holzfaserplatten (zur Technologie siehe Kap. 6.2.2) sind zum heutigen Stand
überwiegend petrochemischer Natur. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Aktivitäten, um
alternative, biogene Bindemittel zu finden, die nicht nur auf nachwachsenden Rohstoffen beru-
hen, sondern auch zu erheblich niedrigeren Emissionen der Holzfaserplatten führen können.
Die Nutzung von Proteinen allgemein und Sojaprotein im Speziellen für die Herstellung von
Holzfaserplatten spielt hier ebenfalls eine Rolle. Auch hier gab es Aktivitäten in den USA, die
bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurückreichen (siehe [11] und darin zitierte Literatur).
1965 wurde ein Bindemittel, basierend auf einer Mischung aus Sojaprotein, einem nichtflüch-
tigen Stärke-Dialdehyd und sprühgetrocknetem Blut vorgestellt, die eine Bindemittel-Rezeptur
mit niedrigen Kosten von rund 0,02 $/pound ermöglichte [70]. Zu proteinhaltigen Bindemitteln
auf Basis von Blut siehe auch [71]. Solche biogenen Bindemittel aus Proteinen wurden jedoch
weitgehend von petrochemischen Bindemitteln verdrängt, da diese bessere Feuchtigkeitsbe-
ständigkeiten aufwiesen und kostengünstiger waren. Inzwischen werden jedoch insbesondere
die Formaldehyd-haltigen Bindemittel kritisch bewertet, da Formaldehyd in den USA und in
der EU als krebserzeugend gilt. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) stuft eine Konzen-
tration von 0,1 ppm (parts per million) als die Konzentration ein, die das Krebsrisiko für den
Menschen nicht erhöht [72]. Neben der Emissionsarmut vieler biogener Bindemittel spielt auch
 
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