Environmental Engineering Reference
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Anwendungen des Sojakunststoffs von Henry Ford waren vielfältig: In Fahrzeugen wurden
Interieurteile wie Handschuhkastendeckel, Hupe, Schaltknauf, Gaspedal, und Innenraumver-
kleidungssteile aus Sojakunststoff gefertigt. Aber auch technische Teile wie Verteilerköpfe und
Außenhautteile wie ein Heckdeckel, den Henry Ford sehr werbewirksam mit einer Axt bearbei-
tete, um dessen Schlagzähigkeit bzw. Elastizität zu demonstrieren (siehe Bild 80), wurden auf
Basis von Sojaproteinen umgesetzt.
Ford war überhaupt mit einem guten Gespür für Marketing ausgestattet und präsentierte 1941
das „Sojakunststoff-Automobil“, das vierzehn Außenhautteile aus Sojakunststoff besaß, die auf
einem Gitterrohrrahmen montiert waren (siehe Bild 81). Die Außenhautteile und der Rahmen
wogen je ca. 114 kg und das Fahrzeug war mit einem Gewicht von 1044 kg um ein Drittel
leichter als vergleichbare Fahrzeuge mit Außenhautteilen aus Stahl [69]. Eine solche Ge-
wichtseinsparung wird heute trotz enormer Bemühungen bei neuen Fahrzeuggenerationen
kaum mehr erreicht.
Bild 80 Henry Ford testet im Jahr 1940 werbewirksam mit einer Axt die Schlagzähigkeit eines Automo-
bilaußenhautteils aus Sojakunststoff. Mit freundlicher Genehmigung: From the collections of The Henry
Ford (THF 23175).
Bedingt durch den zweiten Weltkrieg, Rüstungsaktivitäten, durch nicht ausgereifte Verarbei-
tungstechnik, günstige Produkte auf petrochemischer Basis sowie nicht zuletzt Formaldehyd-
Emissionen aus dem Sojakunststoff gerieten diese Aktivitäten in Vergessenheit. Bemerkens-
wert ist aber, wie weitblickend und ganzheitlich sich Henry Ford schon vor ca. 100 Jahren mit
biogenen Rohstoffen für Leichtbau-Werkstoffe im Automobileinsatz auseinandergesetzt hat.
 
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