Environmental Engineering Reference
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Ein besonderes Interesse galt dem Sojaschrot, der bei der Ölherstellung zunächst als Neben-
produkt anfällt. Mit einem Anteil von ca. 50 % zumindest partiell vernetzbarem Sojaprotein
und 50 % Cellulose ist er ein gutes Ausgangsmaterial für einen biogenen Verbundwerkstoff.
Um eine ausreichende Vernetzungsdichte zu erzielen wurde das Sojaprotein mit Formaldehyd
umgesetzt, eine Reaktion, die auch bei den Caseinkunststoffen (siehe Kap. 3.4) genutzt wurde.
Der hohe Anteil polarer Gruppen im Sojaprotein (Aminosäuren) führt zu einer guten Wechsel-
wirkung mit Wasser bzw. begünstigt dessen Aufnahme. Wasser wirkt aber wie ein Weichma-
cher - so werden auch Wursthüllen aus Kollagen mit einer Mischung aus Glycerin und Wasser
versetzt, um die in trockener Form spröde Kollagenmatrix in verarbeitbarer Form zu halten
(siehe Kap. 3.1.2). Entsprechend sind auch bei Sojaprotein-Kunststoffen die mechanischen
Eigenschaften stark vom Feuchtigkeitsgehalt abhängig (siehe Bild 79) [67]. Vergleiche dazu
auch Bild 72 und Bild 90.
Bild 79 Mechanische Eigenschaften von Soja-Biokunststoff-Formteilen in Abhängigkeit vom Feuchtig-
keitsgehalt [67].
Um eine bessere Feuchtigkeitsbeständigkeit und Mechanik zu erzielen, wurde eine Cokonden-
sation mit Phenol und Harnstoff ausgeführt. Der entstehende Verbundwerkstoff bildete ein sich
gegenseitig durchdringendes Netzwerk („interpenetrating network“) aus einem Phenol-
Formaldehyd-Harz bzw. Phenol-Harnstoff-Harz und einem Protein-Formaldehyd-Harz. Zusätz-
lich wurde mit Füllstoffen auf Cellulose-Basis gearbeitet, für deren Herstellung auch Abfälle
wie Sägemehl oder Rinde verwendet wurde [69].
 
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