Environmental Engineering Reference
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Tabelle 14 Werkstoffprofil Leder.
Stärken:
Schwächen:
Häute als Reststoff aus der Nahrungsmittelherstel-
lung
Mengen nicht in einfacher Weise stark steigerbar
Reststoffe der Lederherstellung für andere Produk-
te verwendbar, geschlossene Stoffkreisläufe
Chromgerbung toxikologisch nicht völlig unkri-
tisch
Hochwertiger, langlebiger Werkstoff mit vielfälti-
gen Anwendungen und relativ hoher Wertschöp-
fung
Vegetabile Gerbung nur begrenzt ausbaubar
3.1.2 Wursthüllen aus Kollagen
Herstellung / Vorkommen
Künstliche Wursthüllen wurden auf verschiedener werkstofflicher Basis Ende des 19. bis An-
fang des 20. Jahrhunderts aufgrund der Tatsache entwickelt, dass Naturdärme nicht mehr in
ausreichender Menge zur Verfügung standen [16], [43]. Durch die zurzeit stattfindende Ent-
wicklung in den Schwellenländern wäre eine solche Verknappung heute eher noch stärker
ausgeprägt. Die Ansätze erfolgten damals auf völlig unterschiedlicher werkstofflicher Basis. So
wurde bereits in den Kriegsjahren 1870/1871 Wursthüllen aus Pergament in der Heeresver-
pflegung eingesetzt, die sich jedoch nicht als genereller Ersatz für Naturdärme etablieren konn-
ten. Sie werden jedoch bis heute für bestimmte Produkte in der Fleischereiwirtschaft einge-
setzt. Zwischen 1908 und 1911 wurden zunächst Filme bzw. Folien aus Celluloseregenerat
(siehe Kap. 4.1.2) entwickelt. Diese Technologie wurde dann auf die Herstellung von Wurst-
hüllen übertragen: 1918 wurden zunächst in den USA und dann zwischen 1928 und 1930 auch
in Deutschland solche Produkte vorgestellt. Wursthüllen auf Cellulose-Basis haben bis heute
eine große Bedeutung (siehe Kap. 4.1.3). 1913/1914 wurde mit der Entwicklung von Wursthül-
len aus proteinbeschichteten Geweben begonnen. Zunächst wurden diese Gewebe mit Fleisch-
brei beaufschlagt, später mit Kollagenmasse, die aus Rinder-Spalthäuten gewonnen wurde.
1925 begann der Maschinenbau-Student Walter Becker mit einer weiterführenden Entwicklung
von künstlichen Wursthüllen ausschließlich auf der Basis von Kollagen. Der Ansatz bestand
darin, Kollagen aus - vorzugsweise - Rinderhautspalten aufzuschließen, in eine stark wasser-
haltige extrudierbare Masse zu überführen und diese in Schlauchform zu extrudieren. Nach der
Extrusion wurde die dünne, schlauchförmige Hülle getrocknet, mittels geeigneter Agenzien
vernetzt und damit eine mechanisch belastbare, schlauchförmige Wursthülle rekonstituiert. Die
Produktion begann im industriellen Maßstab im Jahr 1933 und wurde stetig weiterentwickelt.
Noch heute werden nach diesem grundsätzlichen Verfahren Wursthüllen aus Kollagen herge-
stellt. Dazu werden immer noch vorwiegend Rinderhautspalte aus der Gerberei verwendet, die
als Nebenprodukt der Lederherstellung beim Spalten der enthaarten Haut anfallen. Diese wer-
den zunächst mit einem alkalischen Hautaufschluss bei pH 13 behandelt sowie anschließend
mit Säure auf pH 1 eingestellt, wodurch der Hautaufschluss beendet wird. Bei diesen Prozessen
werden nicht-kollagene Begleitstoffe entfernt und so das Fasergeflecht gelockert. Das Kollagen
wird teilweise desamidiert, der Amidstickstoffgehalt sinkt und der isoelektrische Punkt ver-
schiebt sich in Richtung niedrigerer pH-Werte.
 
 
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