Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
reduzierender Stoffe und Verwendung von Pflanzengerbstoffen) kann die Bildung von
Chrom(VI)-Verbindungen jedoch unterdrückt werden [27].
Ein völliger Verzicht auf die Chromgerbung würde mit einem drastisch erhöhten Bedarf an
pflanzlichen Gerbstoffen einhergehen, der kurzfristig offenbar nicht zu decken wäre. Die Her-
stellung von pflanzlichen Gerbstoffen (siehe Kap. 15.2) stellt keine Belastung für die Umwelt
dar, da der Anbau entweder in Kulturen erfolgt (z. B. bei Mimose) oder mittels gesetzlicher
Quoten reguliert ist (z. B. bei Quebracho). Hier ist auch zu beachten, dass aus anwendungs-
technischer Sicht kein vollständiger Ersatz von chromgegerbtem Leder durch vegetabil gegerb-
tes Leder möglich ist. Dies trifft z. B. auf den Automobilinnenraum, speziell auf Armaturen-
brettverkleidungen zu, die starker Wärmebelastung ausgesetzt sind [27].
Betrachtet man die Gerbung mit Chrom(III)-Salzen jedoch grundsätzlich, so ist offensichtlich,
dass eine vegetabile Gerbung - wo sie möglich ist - dazu beiträgt, den Eintrag von Chrom in
die Umwelt zu verringern. Zu Chrommengen in der Umwelt siehe Tabelle 13. Bedeutsam ist in
dem Zusammenhang auch, dass Schwermetalle (wie z. B. Quecksilber) Anreicherungsfaktoren
(Bioconcentration Factor, BCF) von bis 10 8 besitzen, d. h. im betrachteten Kompartiment (z. B.
Meeressäugetier) ist die Konzentration des Schadstoffs um den Faktor 10 8 höher als im umge-
benden Medium [40]. Bei einem Test an Wanderschuhen wurden in allen Modellen
Chrom(III)- und in einem auch Chrom(VI)-Verbindungen nachgewiesen [41].
Tabelle 13 Chromvorkommen in der Umwelt (zitiert nach [27]).
System/Kompartiment
Konzentration
Essentieller Chrombedarf (Mensch)
0,05-0,20 mg/d
Durchschnittliche Chromaufnahme
0,05-0,20 mg/d
Chromgehalt in Knochen
0,1-33 mg/kg
Chromgehalt in der Niere
0,05-4,7 mg/kg
Chromgehalt Atmosphäre
0,005-300 mg/kg
Chromgehalt Oberflächenwasser
0,001-0,02 mg/l
Chromgehalt in Böden
1-3.500 mg/kg
Chromgehalt in Plankton
2,2-7,5 mg/kg
Chromgehalt in Landpflanzen
0,03-20 mg/kg
Ein weiterer ökologisch bedeutsamer Aspekt ist durch die Nutzung von Abfall- oder Reststof-
fen aus der Lederindustrie gegeben (s. o.). Zunächst ist die Nutzung ungegerbter Rinderhaut-
Reststoffe, wie Abschnitte und Hautspalte zur Herstellung von Wursthüllen und Gelatine, sehr
vorteilhaft. Dadurch können geschlossene Stoffströme und eine vollständige stoffliche Nutzung
von Rohstoffen erreicht werden. Darüber hinaus ist auch der Einsatz von Rest- und Abfallstof-
fen des gegerbten Leders in weiteren stofflichen Anwendungen wie Leather Polymer Compo-
sites (LPC) vorstellbar [42].
 
Search WWH ::




Custom Search