Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
Bild 69 Bindungsarten bei der Gerbung/Quervernetzung von Kollagen im Leder. Die Gerbung mit basi-
schen Chrom(III)-Salzen geschieht über Komplexbildungsreaktionen (a), bei Dialdehyden werden kova-
lente Bindungen ausgebildet (b), bei der Gerbung mit pflanzlichen Gerbstoffen bilden sich Wasserstoff-
brückenbindungen zwischen Hydroxylgruppen des Gerbstoffs und Carbonylgruppen der Peptidbindung
aus (c). Darstellung nach [27].
Neue vegetabile Gerbverfahren nutzen z. B. die Reststoffe bzw. Nebenprodukte der Olivenölher-
stellung wie Pressrückstände oder auch Blätter, die Substanzen wie Oleuropein (siehe Bild 70)
beinhalten, das zahlreiche Hydroxyl und auch Carbonylgruppen besitzt. Oleuropein hat anti-
mikrobielle und starke antioxidative Eigenschaften und es wird sogar eine Anti-HIV-Wirkung
diskutiert [30]. Aus wässrigen Olivenblattextrakten kann durch Katalyse aus Oleuropein das
eigentlich gerbaktive Oleuropeindial gewonnen werden (siehe Bild 70). Die Gerbwirkung
beruht, wie bei anderen vegetabilen Gerbungen, auf der Ausbildung von Wasserstoffbrücken-
bindungen zwischen den zahlreichen Hydroxyl- und Carboxylgruppen des Oleuropeins und
den polaren Aminosäuren im Kollagen. Allerdings reagieren die Aldehydgruppen des Oleu-
ropeindials auch mit den Aminogruppen des Lysins und bilden so Isopeptidbindungen aus. Auf
dieser Basis wurde ein vegetabiles Gerbverfahren entwickelt, das in Analogie zum WetBlue zu
einem WetGreen® genannten Zwischenprodukt führt und ohne zusätzliche Agenzien mit vor-
handener Technologie durchgeführt werden kann [31], [32]. Erste kommerzielle Anwendungen
von Ledern, die mit Oleuropein bzw. Oleuropeindial gegerbt wurden, sind in der Möbelindus-
trie erfolgt. Solche Verfahren sind von Bedeutung, weil die Nutzung der in toxikologischer
Hinsicht nicht gänzlich unkritischen Chromgerbung verringert werden kann. Die Verwendung
der Olivenblätter bzw. deren Extrakte steht nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelherstellung
und bringt auch keinen zusätzlichen Nährstoffentzug der Olivenplantage mit sich, da die Blät-
ter üblicherweise ohnehin verbrannt werden, so dass dadurch keine ökologischen Nachteile in
pflanzenbaulicher Hinsicht entstehen.
 
Search WWH ::




Custom Search