Geography Reference
In-Depth Information
doch reine Konsumenten bleiben. Dass die sich immer weniger mit der Frage
beschäftigen, wer eigentlich die Urheber der angebotenen Informationen sind,
zeigt die jüngste Debatte um die z. B. von der Piratenpartei geforderte Abschaf-
fung des Urheberrechts. Bemerkenswert ist dabei erneut die Betonung des Werts
der Freiheit, die sich auf eine freie Nutzung bezieht, nicht aber auf die Freiheit
der Autoren, über ihr geistiges Eigentum zu verfügen. Während bei vielen „Pro-
sumern“ das „suming“ großgeschrieben und das „Pro“ eher eine Kann-Option
ist, sind die Aktivposten des Produzierens hingegen vielleicht nur wenige. Genau
weiß der Nutzer das allerdings meist nicht. In OpenStreetMap bemüht man sich
zumindest um entsprechende Erhebungen und kommt auf maximal 5 % Aktive
unter den im Programm angemeldeten Nutzern (FOSSGIS e. V. 2012c, o.S.), die
wiederum nur ein Bruchteil der „stummen“ Gesamtnutzer darstellen.
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Konsequenzen für die Medienkompetenz der neuen Generation von
Produtzern
Abschließend und prominent muss es um die Frage gehen, welche Konsequen-
zen aus den beleuchteten Schattenseiten des Geographie-Machens im web2.0 zu
ziehen sind, sowohl allgemein für den Bildungsbereich, als auch für den konkre-
ten Geographieunterricht.
Mündige Raumaneignung, dies ist eine erste grundlegende Konsequenz, be-
darf der Anleitung, sie stellt sich mit den neuen Geomedien nicht von selber ein.
Die von Jekel et al. (2010) für die Vision eines spatial citizenship zu Recht her-
vorgehobene kritische Reflexion, Beurteilung und Bewertung von räumlichen
Repräsentationen ist also nach wie vor eine Kompetenz, die es im Bildungspro-
zess (mühsam) zu erlangen gilt. Ob dies anhand von Schulbuchbildern, Atlaskar-
ten oder OpenStreetMaps erfolgt, ist in Bezug auf die Erkenntnisarbeit kaum ein
Unterschied. Allerdings kommt bei der Arbeit mit neuen Geomedien im Unter-
richt erschwerend hinzu, dass die Vermittlung theoretisch anspruchsvollen re-
flektorischen Denkens schnell in der allgemeinen Technikfaszination unterzuge-
hen droht. Wenn im Computerraum bei voller Klassenstärke nicht mindestens
auch eine Lehrperson hinter den Schülern steht, ist schon das Erreichen kollekti-
ver Konzentration auf die vorn gezeigten Denk- und Arbeitsschritte schwierig.
Wenn dann noch Sehgewohnheiten infrage gestellt und Deutungshoheiten freige-
legt werden sollen, ist das ein anspruchsvolles Unterfangen, das nur in kleinen
Schritten und jenseits der technischen Anwendung erreichbar ist. Hinzu kommt,
dass viele Schüler bereits der neuen Generation von Produtzern angehören, die
zwar reflektorisches Denken noch erlernen müssen, bezüglich der technischen
Kompetenzen aber den Lehrenden vielfach voraus sind. Solange diese Technik
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