Geography Reference
In-Depth Information
darin, eigene Gedanken zu geovisualisieren, d. h., Karten und kartographische
Darstellungen zu erzeugen und in Kombination mit anderen Multimedien zu
veröffentlichen. In eigens etablierten, planungsprojektbezogenen Online-
Planning-Communities werden diese Geomedien geteilt, diskutiert und weiter-
entwickelt (Hennig et al. 2011: 173).
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Schattenseiten: Zu vermeintlicher Deutungsfreiheit, der Dominanz des
Machens und der Frage, wer sich hinter dem web2.0 verbirgt
Bei allem Enthusiasmus bezüglich der Entwicklung eines kritisch-reflexiven
Raumverständnisses durch das web2.0 und insbesondere die Arbeit mit neuen
Geomedien ist auch diese Entwicklung vor dem Hintergrund ihrer blinden Fle-
cken und Schattenseiten kritisch zu betrachten. Eine erste Schattenseite wird
sichtbar über die Frage, inwiefern die neuen Medien tatsächlich mit alten Seh-
gewohnheiten und Deutungsmustern brechen.
Das Instrument OpenStreetMap hat zum Beispiel trotz aller Nutzerbeteili-
gung zum Ziel, die reale Welt - wie sie eben ist - vollständig abzubilden. Die
Karte wird also als mimetisches Abbild von Raum verhandelt. Die Produtzer
produzieren dementsprechend nicht ihren, sondern vervollständigen einen objek-
tiv und essentialistisch anmutenden Kartenraum, der hinsichtlich seines Gel-
tungsanspruches nicht reflektiert wird. Dass es sich hierbei um nur eines von
vielen möglichen Raumkonzepten handelt, den metrischen Raum, oder auch
Containerraum (vgl. Wardenga 2002), wird beispielsweise weder ersichtlich,
bzw. ist visuell nicht verfügbar, noch wird dies diskutiert. Dem Medium fehlt
also die metakognitive Ebene, die Einordnung des raumproduzierenden Tuns
und seines Produkts in den Kontext der kartographischen Tradition und ihrer
essentialisierenden Effekte. Somit ist hier also nur scheinbar eine freie und krea-
tive Produktion gewährleistet. Die der Karte zugrunde liegende „Grammatik der
Weltdeutung“ (Schlottmann 2005: 36ff.) wird nicht verhandelt und scheint auch
nicht verhandelbar. Die Karte ist, wie sie ist, auch wenn nun durch die techni-
sche Popularisierung viele ungelernte Kartographen an ihrer Erstellung mitwir-
ken können und dazu aufgerufen werden, bestehende Fehler (sic!) zu korrigieren.
Solches Beharren in traditionellen Raum- und Kommunikationslogiken lässt
sich auch gut in Bezug auf die Weiterentwicklung des so genannten „Semanti-
schen Webs“ zeigen. Bei Wikipedia findet sich zu Beginn des umfangreichen
Eintrags folgende definierende Beschreibung, welche bereits den Kern der Prob-
lematik verdeutlicht:
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